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Historische Entwicklung der Augusta Treverorum
Anfänge als Hauptort der Gallia Belgica
Die Stadt Trier kann man mit vielen Superlativen in Verbindung bringen: größte römische Stadt nördlich der Alpen, UNESCO-Weltkulturerbe, reiches antikes Bauerbe wie in keiner anderen deutschen Stadt. Wir machen uns auf den Weg, diese römischen Überlieferungen zu erkunden: in der Stadt und im Museum!
Allgemein wird angenommen, dass Trier um das Jahr 17 v. Chr. gegründet worden ist. Zumindest datieren in diese Zeit die ältesten römischen Spuren: Hölzer der ersten Römerbrücke über die Mosel konnten dendrochronologisch bestimmt werden. Gründer des Hauptortes der Gallia Belgica war Kaiser Augustus. Der Name der Stadt leitete sich von ihm und von dem keltischen Stamm der Treverer ab, der hier im Moselgebiet siedelte: Augusta Treverorum (Stadt des Augustus im Land der Treverer). Sie diente als civitas, als ein zentraler Verwaltungsort in den zuvor durch Gaius Julius Caesar eroberten gallischen Gebieten. Ihr voran ging ein groß dimensioniertes Militärlager, das archäologisch auf dem Petrisberg, dem Hausberg Triers, nachgewiesen werden konnte.
Die Urbanisierung im 1. und 2. Jahrhundert
Im 1. Jahrhundert n. Chr. begann die Urbanisierung Triers. Steinbauten ersetzten die ersten Holz- und Fachwerkbauten. Auch die Moselbrücke wurde nach 71 n. Chr. neu aus Stein errichtet. Für diese Zeit ist auch erstmals archäologisch ein Forum nachweisbar. Am Moselufer entstand ein monumentaler Tempelbau. Die städtische Oberschicht begann damit, Wohnbauten und Anwesen entsprechend römischer Wohnkultur zu errichten. Wasserversorgung, Entwässerung- und Abwasserkanäle entstanden.
Die Entwicklung Triers setzte sich nach 100 n. Chr. explosionsartig fort. Nach 144 entstand schließlich die noch in weiten Teilen existierende Moselbrücke. Mit den Barbarthermen schuf man Badeanlagen, die zu den herausragenden ihrer Art im römischen Imperium zählten. Ein weiterer Höhepunkt des Bauschaffens war der über sechs Kilometer lange Mauerring mit mindestens fünf Stadttoren, von denen sich lediglich die Porta Nigra im Norden erhalten hat. Zudem entstand am östlichen Rande der Stadt am Hang des Petrisberges ein Amphitheater mit einem Fassungsvermögen von 18000 Zuschauern. Es wurde baulich in das Konzept der Stadtbefestigung einbezogen. Auch ein Circus, eine Pferderennbahn, ist für Trier bezeugt, aber archäologisch nicht zuverlässig erforscht.
Die folgenden Jahrzehnte waren eine Zeit der Konsolidierung und der Blüte der Kunst, Literatur und Philosophie. Viele der hochwertigen Mosaiken entstanden zu Beginn des 3. Jahrhunderts in den Stadtvillen der Oberschicht. Mitte des Jahrhunderts machte sich ein Wandel der Bestattungskultur bemerkbar, weg von der Urnen-, hin zur Körperbestattung. Seit jener Zeit finden sich vermehrt römische Sarkophage in Gruftbestattungen. Möglicherweise machten sich hier neue Jenseitsvorstellungen bemerkbar, die auch durch das Christentum verbreitet wurden.
Kaiserresidenz Treveris
Nach den Krisen der Zeit der Soldatenkaiser, von denen auch Trier nicht unberührt blieb, nahm die Stadt Ende des 3. Jahrhunderts unter Kaiser Diokletian und seinen Mitstreitern im Rahmen des neuen Herrschaftsmodells der Tetrarchie eine neue Rolle als Hauptstadt der Provinz Belgica Prima ein. Der Name der Stadt wandelte sich zu Treveris.
Entscheidend für den architektonischen Fortschritt wurde zunächst Maximian, dann vor allem Constantius Chlorus, die von Diokletian als Mitregenten eingesetzt wurden und ihre Residenz in Trier nahmen. Um und nach 300 n. Chr. wurden zahlreiche repräsentative Großbauten begonnen, darunter eine weitere öffentliche Badeanlage, die als „Kaiserthermen“ bezeichnet wird. Ebenso gehört die als „Basilika“ titulierte große Audienzhalle im Zentrum des Regierungsbezirks in diesen Kontext. Die Bauprogramme wurden durch Constantius’ Sohn Konstantin fortgeführt, aber nicht zum Abschluss gebracht.
Das christliche Trier
Dafür war Konstantin der Große auf einem anderen Gebiet umso erfolgreicher. Mit der Tolerierung des Christentums als Religion im Jahre 313 n. Chr. entstanden auch in Treveris erste christliche Kirchenbauten. Die Metropole wurde zum Bischofssitz – der älteste nachgewiesene auf deutschem Boden. Die dazugehörige Kirchenanlage wurde im Laufe des 4. Jahrhunderts zu einem monumentalen Komplex von wahrlich imperialen Dimensionen mit nicht weniger als drei basilikalen Kirchenräumen ausgebaut. Gleichzeitig blieben aber die alten Kulte noch lange in Gebrauch.
Mit dem Benediktinerkloster St. Maximin entstand gleichzeitig eines der ältesten Klöster Westeuropas in Trier. Hier bildete sich auch ein Schwerpunkt für frühchristliche Bestattungsriten aus, wobei der Übergang von heidnischen Grabmotiven hin zum neuen Glauben fließend war. Das antike Gräberfeld mit unzähligen Sarkophagen und Grabinschriften ist unter der heute barocken Kirche erhalten.
Letzte Blüte und Zerfall
Zeitweise wurde Treveris in der Mitte des 4. Jahrhunderts als Kasiserresidenz aufgegeben. Grund waren innere Unruhen im Römischen Reich und germanische Einfälle. Erst 367 n. Chr. gelangte die Stadt an der Mosel unter Kaiser Valentinian I. wieder zu alter Funktion und Größe. Dabei kam ihr ihre Lage in einer gewissen Entfernung zur häufig durch germanische Einfälle gefährdeten Rheingrenze zugute. In einem letzten Boom wurden die Bauprojekte, die unter Konstantin nicht vollendet werden konnten, zu einem Abschluss geführt. Dazu gehörten neben dem bereits erwähnten bischöflichen Kirchenkomplex das Forum, die Palastaula und die Kaiserthermen – letztere mit Funktionswandel als Unterbringung für die berittene kaiserliche Palastgarde.
Mit der Zersetzung des römischen Imperiums im 5. Jahrhundert verlor auch Trier seine herausragende Bedeutung für Gallien. Wie im ganzen Reich stiegen nun vermehrt Germanen im Dienste der Römer in politische oder militärische Ämter auf. Fränkische Einfälle und der Verfall der Infrastruktur führten zur Auflösung vieler römischer Einrichtungen wie der Badebetrieb in den Barbarathermen, die Gladiatorenkämpfe im Amphitheater und zuletzt auch die Wagenrennen im Circus. Treveris wurde für die nächsten Jahrhunderte fränkisch, aber das ist ein ganz neues Kapitel in der Geschichte der Stadt.
Rundgang zu den antiken Bauwerken
Porta Nigra
Wir starten unseren Rundgang am wohl bekanntesten römischen Bauwerk Triers, der Porta Nigra im Norden der antiken Metropole. Der Name des aus dem späten 2. Jahrhundert n. Chr. stammenden Monuments geht übrigens nicht auf antike Überlieferung zurück, sondern hat sich erst im Hochmittelalter herausgebildet, weil der ursprünglich helle Sandstein im Laufe der Jahrhunderte durch Verwitterung eine dunkle Färbung annahm. Im Laufe des Frühmittelalters war die Bezeichnung als Porta Martis geläufig.
Überhaupt verdanken wir den außerordentlich guten Zustand des einzigen erhaltenen römischen Tores in Trier der Tatsache, dass der Bau im 11. Jahrhundert ins damals gegründete Simeonstift integriert wurde. Das Stadttor wurde dabei zur Kirche umgebaut, die Anfang des 19. Jahrhunderts unter Napoleons Herrschaft in der Stadt wieder abgetragen wurde. Von dem mittelalterlichen Bauwerk steht heute noch die romanische Apsis, die die Porta Nigra nach Osten erweitert.
Der Außenbau des antiken Tores ist über vier Geschosse mit Halbsäuen gegliedert, die jeweils ein kräftiges Gebälk tragen. Der eigentliche Durchgangsbau mit Innenhof wird von zwei mächtigen Türmen flankiert. Diese treten zur Feldseite hin halbrund aus der Flucht, während sie zur Stadt hin ursprünglich giebelbekrönt waren, wie Darstellungen des 17. Jahrhunderts bezeugen. Da die heutige Simeonstraße noch weitgehend dem antiken Verlauf entspricht, kann die Wirkung dieses mächtigen Stadttores auch jetzt noch nachvollzogen werden. In der Spätantike war die stadtseitige Zuwegung auf das Tor von Pfeilerhallen flankiert.
Das Amphitheater
Ein Amphitheater durfte in keiner römischen Stadt von Rang fehlen. Es war Teil des Alltags und des öffentlichen Lebens mit Gemeindeversammlung und religiösen Festen. Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen waren nur ein Teil der Veranstaltungen, die aufgrund ihrer Blutrünstigkeit langlebig in der historischen Überlieferung verankert waren.
Die Besonderheit des Trierer Amphitheaters, das ebenfalls gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden sein dürfte, liegt in seiner Teilfunktion als Stadtbefestigung mit eigenem Stadttor sowie in seiner in den Hang gebauten Lage am östlichen Stadtrand am Fuße des Petrisberges. Wie das große Vorbild des Kolosseums in Rom besaß das Trierer Pendant einen Arenakeller mit zahlreichen Gängen und Aufzügen für die Inszenierung der Aufführungen, die aber wohl erst sukzessive angelegt wurden. Sie sind noch heute begehbar.
Die Thermen
Römische Thermen waren nicht nur öffentliche Badeanstalten, sie waren einer der wichtigsten Orte im öffentlichen Leben und somit eine bedeutsame Bauaufgabe einer römischen Stadt. Hier wurde nicht nur jede Art von Körperpflege betrieben, hier fand Freizeitgestaltung statt, es wurden Verträge und Intrigen geschmiedet, Neuigkeiten ausgetauscht. Thermen waren die inoffiziellen Kommunikationszentren der Stadt. Entsprechend monumental und opulent ausgestattet mit zahlreichen Badebecken, einer ausgeklügelten Wasserversorgung sowie Heizungsanlagen fielen diese Bauten aus. Großzügige Aufenthaltsbereiche sowie Bereiche für die sportliche Betätigung waren ebenfalls integraler Bestandteil. Heute würde man sie am ehesten mit Erlebnisbädern vergleichen.
In Trier gab es gleich drei dieser Einrichtungen; hinzu kamen zahlreiche private Bäder. Die größten unter ihnen sind die Barbarathermen aus dem späten 2. Jahrhundert. Sie waren zur Entstehungszeit die zweitgrößte Anlage ihrer Art im römischen Imperium. Der nahe der Mosel liegende Komplex ist als archäologische Stätte zu besichtigen. Die zahlreichen Illustrationen und virtuellen Rekonstruktionen geben dabei einen guten Eindruck von der Anlage. Die erst vor rund 35 Jahren entdeckten Thermen am Viehmarkt waren zentral in unmittelbarer Nachbarschaft des Forums angesiedelt. Sie entstanden wahrscheinlich erst Anfang des 4. Jahrhunderts durch Umbau eines älteren Gebäudekomplexes unbekannter Funktion.
Da machen die Ruinen der Kaiserthermen, die zur Ausbauphase bei der Entwicklung Triers zur Residenzstadt um 300 zu zählen sind, für den Betrachter weitaus mehr her. Dies gilt auch, wenn man berücksichtigt, dass der Bau wohl niemals als Badeanstalt in Gebrauch genommen, sondern als Kaserne vollendet wurde. An der monumentalen Ostpartie mit ihren Apsiden ist spätrömische Mauertechnik besonders gut zu studieren: Kalksteinquader alternierend mit Schichten flacher Backsteine. Ihr dekorativer Charakter ist vor allem an den Bogenkonstruktionen gut ablesbar.
Die Konstantinbasilika
Der als Konstantinbasilika bezeichnete monumentale Backsteinbau im östlichen Zentrum Triers hatte trotz seines im 19. Jahrhundert entstandenen Namens niemals als Marktbasilika gedient. Es handelt sich vielmehr um Thronsaal und Aula des Palastbezirks der Kaiserzeit von Trier. Begonnen um oder kurz vor 300, zog sich die Vollendung bis ins späte 4. Jahrhundert hin. Die außergewöhnliche Halle ist das einzig erhaltene Relikt der Residenzbauten. Ursprünglich besaß sie im Süden eine Vorhalle, die archäologisch nachgewiesen ist. Der Boden der Aula war mit schwarz-weißem Marmor ausgelegt, der mit einer Hypokaustenheizung beheizt war. Die Wände waren mit hellem Marmor, Stuck und Mosaiken verkleidet.
1614 wurden Süd- und Ostwand der Palastaula niedergelegt, die Reste in die neue Bischofsresidenz einbezogen. Die außergewöhnliche Vollständigkeit eines römischen Gebäudes verdanken wir übrigens einem rekonstruierenden Wiederaufbau, der 1856 feierlich abgeschlossen wurde. Seitdem dient der Raum der evangelischen Gemeinde als Kirche. Die zu dieser Zeit entstandene Innenausstattung war in Teilen an Befunde angelehnt und ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Seitdem sind die Backsteinwände des Inneren wieder steinsichtig, was uns die Möglichkeit gibt, die römischen Wandabschnitte schnell zu identifizieren.
Die Bischofskirche
Der Dom und die angrenzende Liebfrauenkirche, die auf dem Areal der frühchristlichen Bischofsanlage stehen, sind mittelalterlich und haben die spätantiken Bauten fast vollständig verdrängt. Die archäologischen Befunde lassen aber die Anfänge der Bischofskirche als dreischiffige, vor 320 errichtete Basilika erkennen. Der Ausbau zur monumentalen Bischofsanlage erfolgte im weiteren 4. Jahrhundert, wobei ein vielschichtiger Komplex mit zeitweise vier Basiliken und diversen Verbindungsbauten bestand. Im weiteren Verlauf riss man eine dieser Kirchenbauten wieder ab und errichtete einen „Quadratbau“, dessen Funktion bis heute nicht restlos geklärt ist und der noch in Teilen im heutigen Dombau steckt. Der Kirchenkomplex ist wahrscheinlich im 5. Jahrhundert bei den Einfällen der Franken durch Brand zerstört worden.
Die Römerbrücke
Zuletzt führt uns der Weg an die Mosel zu der in der frühen Geschichte der Augusta Treverorum vielzitierten Römerbrücke. Die im Fluss stehenden steinernen Pfeiler, die noch heute die Fahrbahn der Moselbrücke tragen, sind tatsächlich antiken Ursprungs – genauer: sie stammen von der dritten römischen Brückenkonstruktion an diesem Ort, die ihren dendrochronologisch bestimmten Baubeginn im Jahre 144 hatte.
Diesem Bau voran gingen mindestens zwei weitere Brückenbauwerke. Das erste kann ebenfalls mithilfe der Dendrochronologie ins Jahr 17 v. Chr. datiert werden. Sie dürfte als einfache hölzerne Pfahljochbrücke zu rekonstruieren sein, wie sie bereits bei Julius Caeser in seinen gallischen Feldzügen Erwähnung findet. Unter Kaiser Vespasian begann 71 n. Chr. ein steinerner Neubau, der in der Folge mehrfach Reparaturen über sich ergehen lassen musste. Alle Brücken waren einige Meter zueinander versetzt, was den Bau erheblich erleichtert haben dürfte. Sie waren von Beginn an in das römische Fernstraßennetz eingebunden und erfüllten entsprechend eine wichtige Funktion in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht.
Rheinisches Landesmuseum Trier
Vom Trierer Goldschatz zu Religion und Kult
Die Eindrücke über die antike Vergangenheit Roms wären aber nicht vollständig ohne einen intensiven Blick ins Rheinische Landesmuseum Trier, das seit 1877 existiert und die Geschichte Triers aus archäologischer Sicht erzählt. Wir möchten uns hier freilich auf die römischen Funde konzentrieren und dabei einige Höhepunkte der Dauerausstellung herausgreifen. Am bekanntesten dürfte der Trierer Goldmünzenschatz sein, der aus 2650 Einzelmünzen besteht und erst 1993 bei Bauarbeiten entdeckt worden ist. Die jüngsten Münzen des Hortes wurden in den Jahren 193 bis 196 n. Chr. geprägt.
Gerade weil im Trierer Stadtgebiet keine Tempel und Heiligtümer mehr zu bewundern sind – obwohl mehrere archäologisch nachgewiesen sind -, ist das Landesmuseum der richtige Ort, um sich über die heidnischen Kulte und Gottheiten der Römer einen Überblick zu verschaffen. In einer eigenen Abteilung zu dieser Thematik begegnen uns nicht nur Jupiter, Juno, Minerva oder Venus in Form von mehr oder weniger gut erhaltenen Skulpturen und Reliefs. Wir bekommen auch Einblick in antike Mysterienkulte wie den Mithraskult, die vorwiegend in Krisenzeiten Konjunktur hatten. Verehrt wurden zudem keltische Gottheiten, die mit den Treverern in der Augusta Treverorum Einzug hielten und sich zu einem religiösen Potpourri vermengten.
Die Neumagener Steindenkmäler
Den wohl bleibendsten Eindruck hinterließ bei mir die „Gräberstraße“, die ein Bild von den römischen Nekropolen vermitteln soll, die sich sehr häufig vor den Stadttoren entlang der in die Stadt führenden Straßen befanden. Die hier ausgestellten Monumente – die Neumagener Steindenkmäler – sind ein Glücksfall der Archäologie. Diese wurden nämlich als Fundamentblöcke in einem spätantiken Kastell in Neumagen an der Mosel (Noviomagus Treverorum) nordwestlich von Trier wiederverwendet, wo sie 1877 in sehr großer Anzahl entdeckt worden sind und schließlich den Grundstein für das Trier Museum bildeten.
Die wahrlich monumentalen Grabdenkmäler zeigen häufig Szenen aus dem Privat- oder Geschäftsleben der Verstorbenen und ermöglichen so einen intensiven Einblick in die Alltagskultur einer römischen Metropole. Für unser an die „weiße“ Antike gewöhnten Augen fremd erscheinend: Geringe Farbreste belegen, dass die Darstellungen farblich gefasst waren, was in der römischen Skulptur aber die Regel war.
In diesen Kontext gehört auch eines der berühmtesten Exponate des Museums: das Neumagener Weinschiff. Es war wahrscheinlich Teil einer größeren Grabanlage, die mit mehreren weinbeladenen Schiffen versehen war. Die Weinfässer sind ein eindeutiger Hinweis auf den Beruf des Bestatteten als Winzer oder Weinhändler und zeugen von der Bedeutung des Moseltals als Weinanbaugebiet bereits zur römischen Zeit.
Mosaike
Römischer Wohnkomfort findet häufig Ausdruck in prächtigen Fußbodenmosaiken, während Wände bemalt wurden. In Trier und Umgebung wurden über 200 derartige Mosaike gefunden. Ihr Bildprogramm zeugt häufig von persönlichen Interessen oder stellt Bildung und Kunstinteresse des Hausherren zur Schau. Von den vielen im Landesmuseum gezeigten Exemplaren besitzt das Mosaik mit der Darstellung des siegreichen Wagenlenkers Polydus die meiste Beachtung. Zeitlich bewegen wir uns hier vorrangig im Rahmen des 3. Jahrhunderts in der kulturellen und künstlerischen Blüte der Stadt.
Römer im Moseltal
Wer nach diesem umfangreichen Input bis jetzt nicht genug in Erfahrung gebracht hat über die römische Geschichte im Moseltal, der findet in und um Trier zahlreiche weitere Museen und archäologische Stätten, wie sie in dieser Dichte nur hier auf deutschem Boden zu entdecken sind. Das Stadtmuseum Simeonstift Trier an der Porta Nigra widmet sich in seiner Dauerausstellung der Geschichte der Stadt, die selbstverständlich ihre römischen Anfänge einschließt. Das Museum am Dom Trier beleuchtete die Geschichte des Domes seit den frühchristlichen Anfängen zur römischen Zeit.
Aus der Spätantike stammen nicht nur die Gräberfelder bei St. Maximin, sondern auch an der Abtei St. Matthias südlich des antiken Trier. Im Moseltal sind mehrere römische Villenanlagen, die Landhäuser der Trierer Oberschicht, wie diejenigen in Mehring oder Konz ausgegraben und teilweise rekonstruiert worden. In Tawern oder Pommern sind Reste römischer Tempel und Heiligtümer zu entdecken. Ebenso finden sich an den Hängen der Mosel die Reste römischer Keltern. Und zuletzt darf die „Igeler Säule“ nicht fehlen. Im Dorf Igel steht das einzige noch in situ befindliche römische Grabdenkmal dieser Art nördlich der Alpen. Es wurde von der Tuchhändlerfamilie der Secundinier wahrscheinlich im frühen 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Multum Voluptatis in Augusta Treverorum!
Fortsetzung: Trier im Mittelalter und der frühen Neuzeit
Ich war im Nov. 2022 mit Uni Sbg in Trier, Sonderausstellung Untergang des Röm Reiches. Mit Freude und Interesse habe ich Ihren Bericht zur Gänze gelesen und war nochmal mit den Römern im antiken Trier unterwegs😊👍
In der Sonderausstellung war ich in der Tat auch, muss aber gestehen, dass diese so überlaufen war, dass es keine Freude machte. Die Dauerausstellung war dagegen wunderbar leer. Ich hoffe noch in diesem Jahr wird es die Fortsetzung meines Artikel geben. Darin begeben wir uns auf die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spuren der Geschichte in der Stadt.
Vielen Dank für Ihre instruktive Beschreibung des römischen Triers! Am Wochenende plane ich einen Besuch in der Stadt und fühle mich nun dafür optimal vorbereitet!
Gerne. Sie sollten aber unbedingt den zweiten Teil meiner Vorstellung von Trier beachten, der die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadt behandelt: https://www.zeilenabstand.net/trier-im-mittelalter-und-der-fruehen-neuzeit/