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„Das Reich der Vernichtung“ von Alex J. Kay

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Torhaus KZ Auschwitz-Birkenau
Das Torhaus des KZ Auschwitz-Birkenau nach der Befreiung im Winter 1945

Gesamtgeschichte des nationalsozialistischen Massenmordes

Nicht weniger als die Gesamtgeschichte des nationalsozialistischen Massenmordes möchte der Historiker Alex J. Kay in seinem Buch nachzeichnen. Dabei hat er mit der Herausforderung zu kämpfen, dass es im Grunde keine Steigerung des Holocaust geben kann und man stets der Gefahr ausgesetzt ist, diesen im Rahmen der anderen nationalsozialistischen Verbrechen zu relativieren. Dieser Problematik begegnet der Autor damit, dass er nicht die Grausamkeit und Unvorstellbarkeit der Verbrechen in den Vordergrund stellt, sondern ihre gemeinsamen Nenner herausarbeitet. Um die Unmenschlichkeit dennoch schonungslos aufzuzeigen, arbeitet er mit Schilderungen von Augenzeugen. Sie sprechen für sich.

Einer dieser gemeinsamen Nenner ist die Verflechtung von Krieg und Vernichtung. Der nationalsozialistische Massenmord an diversen Gruppierungen stellt sich letztlich als Teil der Kriegsführung dar. In der NS-Ideologie standen diese den Kriegszielen im Wege und wurden deshalb gezielten Vernichtungsprogrammen zugeführt, die nicht zufällig erst mit Kriegsausbruch zu greifen begannen. Die Radikalität, die dabei zutage trat, leitet Kay von dem unbedingten Willen ab, die nationale Tragödie des Jahres 1918 sich nicht wiederholen zu lassen. Nach der in den Köpfen vieler Deutscher verankerten Dolchstoßlegende haben Demokarten, Sozialisten, Kommunisten und Juden mit ihrem revolutionären Gedankengut die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg herbeigeführt. Diese vermeintliche Zersetzung von Innen sollte sich nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten auf keinen Fall wiederholen.

Euthanasie

Zu den ersten Opfern des nationalsozialistischen Massenmordes gehörten behinderte Menschen, die in der Vorstellung der NS-Ideologie eine Belastung des gesunden Volkskörpers darstellten. Konzepte der Eugenik und Rassenhygiene hatten in Deutschland nach den immensen Verlusten unzähliger junger und gesunder Menschen im Ersten Weltkrieg Hochkonjunktur und waren radikaler als in anderen Staaten. Erschreckend zeichnet sich dabei ab, wie stark die Ärzteschaft aktiv in die Tötung „unwerten“ Lebens eingebunden war und damit radikal mit ihrem Berufsethos brach.

Am Anfang standen Zwangssterilisationen und die Kinder-Euthanasie, die aber rasch auf erwachsene Psychiatriepatienten übergriff. Letzteres kam zunächst im besetzten Polen zur Anwendung, bereits seit Oktober 1939 auch im Reich (Aktion T4). Als Tötungsmethode setzte sich das Gas durch, was in insgesamt sechs zentralen Einrichtungen stattfand. Zwar beendete Hitler im August 1941 offiziell das Mordprogramm – bis dahin wurden 70.273 Ermordete gezählt -, das Töten ging aber im Verborgenen und dezentral weiter, jetzt vor allem durch Verhungern oder Übermedikation. Innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches standen am Ende des Krieges rund 196.000 Opfer des Euthanasie-Programms. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion erfolgten die Tötungen von Psychiatriepatienten dort mit Beteiligung der Wehrmacht weiter. Dabei radikalisierte man sich bei den Mitteln über Verhungern, Giftspritzen und Erschießen bis zum Einsatz von Gaswagen ab September 1941.

Kay schildert auch den unfassbaren Zynismus, der bei der Aktion T4 an den Tag gelegt wurde. Jubiläen bei den Opferzahlen wurden in den Mordzentren mit kleinen Zeremonien gefeiert. Auch wurden Berechnungen angestellt, welche Kosten das Reich eingespart hat durch die systematischen Tötungen. Es ist wohl nicht falsch, hierin das Vorspiel und die Blaupause für den späteren Genozid an den Juden zu erkennen.

Propaganda Euthanasie
Nationalsozialistische Propaganda für das Euthanasieprogramm

Auslöschung der polnischen Eliten

Mit der Eroberung Polens startete auch die Auslöschung der polnischen Oberschicht, die bereits zuvor als systematische ethnische Säuberung in den Schreibtischen der SS lagen und schließlich von Einsatzgruppen umgesetzt wurden. Federführend zeichnete hierfür SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich. Kay zieht auch in diesem Programm eine deutliche Verbindung zu den deutschen Kriegszielen. Mit der Beseitigung der polnischen Eliten führte man zugleich einen Schlag gegen die nationale Identität Polens und gegen die potenzielle Führung eines Widerstandes. Hitler selbst äußerste sich so: „Nur eine Nation, deren obere Schichten zerstört seien, lasse sich in die Sklaverei stoßen“

Mit dem ersten Tag der Besetzung Polens kam es aber auch vielfach zu unkontrollierten Tötungsaktionen gegen die polnische Zivilbevölkerung und gefangene polnische Soldaten. Daran beteiligt waren SS, Polizeiapparat und Wehrmacht. Hitler selbst bestimmte mit einem Erlass, dass diese strafrechtlich nicht verfolgt wurden. Bei Massenhinrichtungen, die meist im Wald stattfanden, wurden innerhalb des ersten Jahres der Besetzung rund 100.000 Zivilisten getötet.

Polnische Zivilisten wurden selbst dann noch getötet, als bereits die Rote Armee 1944 in Polen einmarschiert war. Im August und September des Jahres wurden auf Befehl Himmlers während eines polnischen Aufstandes in Warschau Männer, Frauen, Kinder aus ihren Häusern getrieben und durch Erschießungskommandos in unvorstellbarer Anzahl ermordet. Bevor die Wehrmacht abzog, wurde Warschau fast vollständig zerstört und geschätzt 185.000 Menschen getötet. Dabei kam es in großer Zahl zu Gräueltaten wie lebendigen Verbrennungen und Massenvergewaltigungen. Fast alle Krankenhäuser sind mitsamt ihren Patienten und dem Personal ausgelöscht worden.

Vernichtungskrieg in der Sowjetunion

Juden, Kommunisten und der Weltbolschewismus

Vorspiel auf dem Balkan

Als Generalprobe für den späteren Angriff auf die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) kann der Balkanfeldzug ab April 1941 gelten, bei dem sich die Wehrmacht bei den Massakern gegenüber Juden und Kommunisten, später auch Roma, hervortat. Mit den Vergeltungen gegen serbische Partisanen waren auch diese Verbrechen mit Kriegszielen untrennbar verbunden. Doch Kay sieht hierbei eine neue Dimension als Weltanschauungskrieg, bei dem bestimmte Gruppen bereits im Vorfeld zur Vernichtung auserkoren wurden. Die Exekutionen gingen selbst nach der Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte unvermindert weiter. Am Ende dieses Feldzuges waren alle erwachsenen männlichen Juden in Serbien ermordet.

Weltanschauungskrieg und Genozid

In der Sowjetunion waren es schließlich seit Juni 1941 spezielle Einsatzgruppen, die mit Unterstützung der Wehrmacht und der Ordnungspolizei Jagd auf „jüdische Bolschewisten“ machten. In der nationalsozialistischen Weltanschauung verschmolzen Juden und Kommunisten zu einer allumfassenden Bedrohung des Weltbolschewismus, dem es in der radikalsten Form entgegenzutreten galt. Dabei betrieben die Einsatzgruppen der SS Massenexekutionen in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Innerhalb eines Monats wurden 63.000 Menschen auf sowjetischem Boden ermordet, zunächst nur Männer, später auch Frauen und Kinder. Gegen Ende des Jahres waren es 900.000. Letztlich zählte man 2,6 Millionen ermordete sowjetische Juden. Beim Massaker von Babi Jar wurden an zwei Tagen 33.771 Menschen wie am Fließband exekutiert.

Babi Jar
Sowjetische Kriegsgefangene verschütten das Massengrab in Babi Jar

Umso schleppender der Feldzug gegen Moskau verlief, umso dringlicher und daher radikaler verliefen die Maßnahmen der Besatzungspolitik in den rückwärtigen Gebieten der Ostfront. Kay zitiert in diesem Zusammenhang einen Kollegen, der von einem wahren Vernichtungsrausch spricht. Der Autor scheut sich dabei nicht, die Freude und den Zynismus zu schildern, der vielfach bei der Tötung von Kindern und Säuglingen zu beobachten war. Die wohl dosierten Originalschilderungen der Täter und Überlebenden erscheinen dabei wie ein unwirklicher Höllentrip, ohne effekthascherisch zu wirken.

Die zweite Welle des Mordprogramms im Jahre 1942 unterschied sich gegenüber der ersten bereits dadurch, dass nun bereits Vergasungen (in Wagen und in stationären Gaskammern), Lager und Ghettos – es existierten allein 822 Ghettos auf ehemals sowjetischem Boden – zum Einsatz kamen, um die schiere Menge der Tötungen effektiver zu organisieren. Dies alles geschah bereits vor dem Hintergrund der am 20. Januar 1942 stattgefundenen Wannsee-Konferenz, bei der die „Endlösung der Judenfrage“ in Europa beschlossen wurde. Die Überschreitung der Hemmschwelle wurde dabei durch die Gleichsetzung der Juden mit Partisanen, Saboteuren und Agitatoren sowie dem ideologischen Konstrukt einer jüdischen Weltverschwörung erheblich erleichtert. Der Genozid, die physische Ausrottung einer ganzen Ethnie, war damit in Gang gesetzt.

Aushungerung

Mit der systematischen Ausrottung der Zivilbevölkerung und russischer Soldaten – vor allem durch Hunger – schlägt Kay ein in der deutschen Öffentlichkeit weniger bekanntes Kapitel des Vernichtungskrieges in der Sowjetunion auf. Um die deutschen Armeen zu ernähren, wurde von langer Hand eine Politik der Aushungerung geplant. Das deutsche Ernährungsdefizit sollte auf Kosten der sowjetischen Bevölkerung ausgeglichen werden. Hunger wurde als Kriegswaffe eingesetzt, wobei Aktennotizen aufzeigen, dass man sich wohl bewusst war, dass man dabei millionenfach den Hungertod bewirkte. Damit schuf man gleichzeitig Lebensraum für deutsche Siedler im Osten.

Allein in Leningrad sollten es 1,3 Millionen Hungertote sein. Bei den gefangenen Rotarmisten waren es über 3 Millionen. In den Gefangenenlagern brachen Epidemien aus. Die Zustände waren so katastrophal, dass Kannibalismus sowohl bei der Zivilbevölkerung als auch unter den Soldaten bezeugt ist. Gleichzeitig lieferten die Getreidefelder in der Kornkammer Ukraine und die sowjetischen Äcker mit Kartoffeln und Gemüse gute Erträge.

Systematisch wurden vor allem Politkommissare und weitere Gruppen, die potenziell den Widerstand hätten organisieren könnten, per ausdrücklichem Befehl erschossen. Ab 1942, als sich der ausbleibende Kriegserfolg deutlich abzeichnete, wurden im Namen der Partisanenbekämpfung unzählige Dörfer und Ortschaften – insbesondere in Weißrussland – mitsamt ihrer Bevölkerung ausgelöscht. Letztere wurde häufig in Häuser gepfercht und bei lebendigem Leib verbrannt. Ganze Landstriche wurden auf diese Weise als zukünftiger germanischer Lebensraum entvölkert.

Holocaust

Die Operation Reinhard

Der Autor konfrontiert den Leser abschließend mit dem Holocaust, dem Fanal deutscher Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primär ging es dabei um die jüdische Bevölkerung Europas, aber auch andere Bevölkerungsgruppen waren davon betroffen. Bei der Aktion Reinhardt wurde die „Endlösung der Judenfrage“ angestrebt. Von März 1942 bis November 1943 wurden mindestens 1,8 Millionen Juden ermordet. Hierfür wurden auf ehemals polnischem Gebiet mit Belzec, Sobibor und Treblinka drei Vernichtungslager aus dem Boden gestampft. Ergänzt wurden sie durch die älteren Anlagen in Majdanek (hier fanden vor allem Erschießungen statt) und Chełmno.

In letzterem startet der Massenmord noch vor der eigentlichen Vernichtungsaktion am 8. Dezember 1941. Zum Einsatz kam Kohlenmonoxid, zunächst in Gaswagen, später in stationären Gaskammern. Es entwickelte sich eine regelrechte Tötungsindustrie am Fließband, die mit dem Abtransport der Menschen aus den jüdischen Ghettos wie in Warschau oder Lodz begann und mit dem Verscharren der Leichenberge mit schwerem Gerät endete. Dazwischen lagen millionenfach Leid und Torturen.

Kay betont, dass die Entscheidung zur vollständigen Vernichtung der europäischen Juden noch während des Krieges entscheidend mit dem Kriegsverlauf zusammenhängt. Sie erfolgte unmittelbar nach der sowjetischen Gegenoffensive und dem Eintritt der USA in den Krieg, also zu einem Zeitpunkt, als sich die Erkenntnis durchsetze, dass die angedachte millionenfache Umsiedlung der jüdischen Bevölkerung in die osteuropäischen Gebiete nicht in einem absehbaren Zeitraum umsetzbar sein würde.

Auschwitz

Der Autor nennt Auschwitz bereits im Titel dieses Kapitels „Die Pforten der Hölle“. Diese für seine Publikation ungewöhnlich emotionale Bezeichnung kann aber dem Geschehen in diesem Konzentrationslager, das auf persönliche Initiative Heinrich Himmlers bereits in Frühjahr 1940 im östlichen Oberschlesien errichtet wurde, natürlich nicht annähernd gerecht werden. Dies vermag keine Verkürzung. Kay lässt daher die Berichte der wenigen Überlebenden sprechen, die die unmenschlichen Lebensbedingungen und den Sadismus beim Töten schonungslos beschreiben.

Ursprünglich nur als Durchgangslager konzipiert, wuchs Auschwitz rasant und weitete auch bald seine Funktion zum Todeslager aus. Ab Herbst 1941 wurde mit Zyklon B als todbringendes Gas experimentiert. Gleichzeit wurde ein Krematorium errichtet. Im selben Jahr ist das Lager durch ein nur drei Kilometer entferntes in Birkenau nochmals deutlich erweitert worden. Geplant war es zu diesem Zeitpunkt für russische Kriegsgefangene. Erst nach und nach wurde es zum Todeslager und schließlich seit Mitte 1942 zum Massenvernichtungslager. Im Frühjahr 1943 gingen nach und nach vier neue Krematorien in Betrieb.

Der Höhepunkt des Holocaust wurde 1944 mit der Ermordung der ungarischen Juden erreicht. Um effizienter zu werden, wurden sogar die Schienen bis an die Gaskammern und Krematorien verlängert. Vor allem die Selektionen in „arbeitsfähige“ und sofort in den Gaskammern zu tötende Häftlinge an den Ankunftsrampen haben sich aufgrund guter fototechnischer Überlieferung ins kollektive Gedächtnis der Nachkriegsgenerationen gebrannt. 1,1 Millionen Juden starben in Auschwitz-Birkenau. Bis 1945 waren hier rund 7000 SS-Männer an diesem Menschheitsverbrechen beteiligt. Auschwitz wurde zum Synonym für den Holocaust.

Selektion in Auschwitz-Birkenau
Selektion ungarischer Juden an der Rampe in Auschwitz-Birkenau am 19. Mai 1944

Völkermord an den Sinti und Roma

Die Vernichtung der als Zigeuner bezeichneten Volksgruppen der Sinti und Roma begann Mitte 1941 in der Sowjetunion. Zunächst wenig systematisch umgesetzt, änderte sich dies im Laufe des Jahres 1942 grundlegend. Als Begründung wurde die angebliche rassebiologische Gefahr herangezogen. Roma und Sinti sind bei der Verfolgung vielfach mit Juden und Partisanen gleichgesetzt worden.

Erste Güterzüge mit Sinti und Roma kamen in Auschwitz im Februar 1943 an, nachdem von Reichsführer SS Heinrich Himmler persönlich ein Erlass zur Deportation ergangen war. Von ihm bezeugt ist der Befehl zur „Vernichtung durch Arbeit“. Fast alle Deportierten in Auschwitz kamen durch Krankheit, Hunger und Vergasung ums Leben. Insgesamt mehr als zwei Drittel aller im Deutschen Reich und den annektierten Gebieten lebenden Sinti und Roma sind in Konzentrationslagern umgekommen. Dieser Genozid geht häufig im zahlenmäßig weitaus monströseren Ausmaß des Holocaust an den Juden unter.

Schlussbetrachtung

Die Gräueltaten der Nationalsozialisten erscheinen nur oberflächlich betrachtet willkürlich. In Wahrheit sind sie eingebettet in eine mörderische Weltanschauung und den daraus folgenden Kriegszielen, die man durch bestimmte Gruppen im Reich existenziell gefährdet sah. Der von Nazideutschland ausgehende Völkermord war nicht singulär, aber in seinen Dimensionen und seiner Ausführung ohne Vergleich. Den Massenmordprogrammen fielen 13 Millionen Menschen zum Opfer. Sie starben nicht als Kriegsopfer. Gestapo-Chef Heinrich Müller rechtfertigte die Tötungen noch kurz vor Kriegsende höchst aufschlussreich:

Wir werden nicht den gleichen Fehler machen, der 1918 begangene wurde. Wir werden unsere innerdeutschen Feinde nicht am Leben lassen.

Bei der Erfüllung dieser Mission steigerte man sich bei SS, Polizei und Wehrmacht in einen wahren Blutrausch, der von rassistischen und antisemitischen Vorurteilen sowie einem radikalen ethnischen Nationalismus befeuert wurde. Kay beschreibt die Vorgänge als „moralische Degeneration der Täter“. Diese entstammten jedem Alter, jedem Milieu und jeder sozialen Herkunft. Sie einte das nationale Trauma der Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die Schilderungen der Tötungen durch den Autor wirken verstörend, aber nie anklagend. So gelingt es ihm auch, schwerste Misshandlungen und unvorstellbaren Sadismus, auch an Kindern und Säuglingen, zur Sprache zu bringen.

Dennoch ist die Lektüre des Buches nicht leicht zu verarbeiten. Sie ist gerade deshalb jedem Menschen, der die Handlungsmuster menschlicher Abgründe verstehen will, uneingeschränkt zu empfehlen. In einer Zeit, in der Politiker wie Peter Ramsauer Geflüchtete mit Ungeziefer vergleichen oder Inklusion als Ideologieprojekt bezeichnet wird, kann die historische Rückbesinnung den Blick für die Anfänge manch unheilvoller Entwicklung in unseren Tagen schärfen. Die von Björn Höcke heraufbeschworene „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ darf niemals zur Realität werden. Sie wäre der erste Schritt des Vergessens, was der Mensch Menschen antun kann.

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