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Historisches
Entwicklung zur frühneuzeitlichen Residenz
Detmold geht auf mittelalterliche Wurzeln zurück. Der Ort erhielt um die Mitte des 13. Jahrhunderts durch Bernhard III. zu Lippe Stadtrechte. Eine Burg ist wahrscheinlich zur gleichen Zeit errichtet worden. Obwohl mit Stadtrecht ausgestattet, hatte der Ort im Mittelalter nur bescheidene regionale Bedeutung.
Das änderte sich erst mit dem Aufstieg Detmolds zur Residenz im 16. Jahrhundert, in dessen Kontext die Burg zu einer repräsentativen Renaissanceanlage ausgebaut wurde. Unter Simon V. wurde die Stadt ständiger Herrschaftssitz. Meist finden sich die herrschaftlichen Residenzbauten außerhalb bzw. am Rand der Siedlungsbereiche. Nicht so in Detmold: Das Schlossareal ist unmittelbar in der Altstadt angesiedelt und nimmt rund ein Viertel von deren Fläche ein.
Stadt der Kultur, Bildung und Verwaltung
Der Schlossbezirk ist der dominante Komplex im historischen Baugefüge Detmolds. Die lippischen Grafen – ab 1789 Fürsten – bauten ihn im Laufe der Jahrhunderte aus. Rund um den Schlossvorplatz entstanden Remise, Marstall und Verwaltungsgebäude. Im 18. Jahrhundert durchbrach die Bebauung den engen mittelalterlichen Mauerring. Unter Graf Friedrich Adolph wurde jenseits des Hornschen Tores die Neustadt angelegt. Ihr beherrschendes Element ist der Friedrichstaler Kanal, der beidseitig von Alleen und villenartigen Wohnbauten gesäumt wird. Weiterhin entstanden Regierungs-, Justiz- und Verwaltungsbauten und am Marktplatz ein neues Rathaus.
Auch Kultur- und Bildungseinrichtungen wie das Theater gehörten nun zum Bauprogramm rund um den Fürstenhof. Detmold entwickelte sich zu einer vornehmen Adresse für Kunst, Kultur und das Beamtentum. Prägend für die Stadtentwicklung war vor allem Fürstin Pauline, Gattin von Fürst Leopold I., die bis heute in der Stadt verehrt wird. Sie zeichnete sich nicht nur durch ihr soziales Engagement aus, sondern auch durch ihr Durchsetzungsvermögen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft.
Das Residenzschloss
Frührenaissance: Jörg Unkair und Cord Tönnis
Die 1366 erstmals bezeugte Burg ist in der Soester Fehde 1447 zerstört und danach wiederhergestellt worden. Unter Graf Simon V. erfolgte dann der prägende Ausbau als Residenz, bei dem auch die Befestigung mit den mächtigen Eckrondellen, Wall und Wassergraben entstanden. 1549 begann anschließend unter Graf Bernhard VIII. der Bau der Renaissanceanlage. Der schwäbische Baumeister Jörg Unkair bezog dabei einige spätgotische Bauteile und den noch älteren Bergfried in den Neubau ein. Nach Unkairs Tod folgte ihm Cord Tönnis.
Beide Baumeister gehören zu den frühen Vertretern der Weserrenaissance, die sich am Detmolder Schloss vor allem an der Eingangsfront als Schauseite manifestiert. Für Unkair sind eine Kombination aus Dreiecks- und Staffelgiebel sowie Halbkreisaufsätze mit Kugelbesatz charakteristisch. Dagegen zeigt sein Nachfolger Tönnis mit der Bereicherung durch Muschelfüllungen und Lisenen eine stilistische Weiterentwicklung. Die Hofseite des Eingangsflügels ist mit einem mit reichem Dekor besetzten Steingang versehen.
Innenräume und Schlossvorplatz
Die Innenräume, die im Rahmen einer Führung besichtigt werden können, sind im wesentlichen Anfang des 18. und im späten 19. Jahrhundert entstanden bzw. ausgestattet worden. Hervorzuheben sind der Ahnensaal in Neorenaissanceformen und der Rote Saal mit reichen barocken Stuckaturen italienischer Meister.
Die Bebauung des Schlossvorplatzes in seinen einfachen klassizistischen Formen ist von 1780 bis 1800 nach Entwürfen des lippischen Landbaumeisters Christian Teudt entstanden, wobei das ältere Dikasterialgebäude als Verwaltungsbau einbezogen wurde. Die auf das 19. Jahrhundert zurückgehende Umgestaltung der Platzanlage zu einem Landschaftspark präsentiert sich heute als äußerst anziehende Oase in einem historischen Umfeld.
Rundgang durch die Altstadt
In der klein dimensionierten Altstadt finden sich noch einige Bürgerhäuser des 16. und 17. Jahrhunderts, vor allem in der Langen Straße und der Krummen Straße. Dabei sind sowohl Stein- als auch Fachwerkhäuser anzutreffen. Das Haus Lange Str. 14 ist für den Bürgermeister Johann Schmerimen errichtet worden. Die Steinfassade von 1587 mit ihren Ausluchten ist möglicherweise den Baumeistern Ludolf und Georg Crossman zuzuschreiben, die im benachbarten Lemgo tätig waren. Der Detmolder Hof in der Langen Str. 19 besitzt ebensolche Ausluchten und ist vermutlich in Teilen Cord Tönnis zuzuschreiben. Von den Fachwerkbauten sind vor allem die reich dekorierten Häuser Lange Str. 36 (datiert 1594) und Krumme Str. 40 (datiert 1634) sehenswert. Ein besonders geschlossenes Fachwerkensembles trifft man in der Adolfstraße an, die entlang der alten Stadtmauer verläuft.
Malerisch wird es überall dort, wo Wasser mit der historischen Bebauung in Wechselwirkung tritt. Das trifft vor allem auf den Schlossteich zu, der den Rest des Schlossgrabens darstellt. Der kurze Uferweg wird von Fachwerkbauten und Villen gesäumt. Eine Schleuse verbindet den Teich mit dem Friedrichstaler Kanal. Wenn man ihm durch die Neustadt an einer Reihe stattlicher Villen und am ehemaligen Neuen Palais (heute Hochschule für Musik) vorbei bis zur Oberen Mühle folgt, kann man die bürgerliche Promenade der Zeit des 19. Jahrhunderts nacherleben.
Jüdische Vergangenheit und Kulturleben
Detmold ist kein unbeschreibliches Juwel, das man gesehen haben muss. Doch es ist eine Stadt mit Wohlfühlfaktor, deren Reiz sich uns auf einer Stadtführung offenbarte. Auf diese Weise lernt man auch die verborgenen Eigenheiten kennen, die nicht auf den ersten Blick zu entdecken sind. So besitzt Detmold eine lang zurückreichende jüdische Vergangenheit, die sich insgesamt an drei Synagogen ablesen lässt. Die älteste unter ihnen ist erst vor wenigen Jahren als solche erkannt worden. Das führte zu heftigen Kontroversen um einen möglichen Abriss des Gebäudes.
Darüber hinaus verfügt die inoffizielle Hauptstadt der Landes Lippe über ein umfangreiches kulturelles Angebot, an dessen Spitze das Landestheater Detmold, das LWL-Freilichtmuseum und das Lippische Landesmuseum stehen. Eine Musikhochschule verleiht der Stadt einen jugendlichen Charme und einen Hauch Internationalität.