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Die Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig

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Südflügel des Schloss Gottorf

Der Museumskomplex und seine Geschichte

Am westlichen Rand der idyllischen Stadt Schleswig befindet sich mit der Museumsinsel Schloss Gottorf an der Stelle der ehemalige Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf bzw. Holstein-Gottorf der bedeutendste Museumskomplex Schleswig-Holsteins. Allein der gewaltige Baukörper des Schlosses vereint mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Museum für Archäologie gleich zwei bedeutende Landesmuseen.

Die Wurzeln beider Museen liegen im 19. Jahrhundert in Landeshauptstadt Kiel. Das archäologische Museum geht auf das 1835 gegründete „Museum vaterländischer Alterthümer“ zurück und wurde seit 1873 in enger Kooperation mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ausgebaut. Mit 10 Millionen Objekten aus 80.000 Jahren Menschheitsgeschichte gehört es zu den größten seiner Art in Nordeuropa. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte geht dagegen auf das 1875 gegründete Kieler Thaulow-Museum zurück. Beide Museen kamen 1950 nach Schleswig und bilden seitdem den Kern des Gottorfer Museumskomplexes.

Scjloss Gottorf
Der barocke Südflügel des Schlosses Gottorf

Rund um das Schloss befinden sich zahlreiche Bauten und Anlagen des ehemaligen herzoglichen Hofes sowie der dänischen Zeit seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Schloss als Kaserne genutzt wurde. Die Gebäude beherbergen Sonderausstellungen und Galerien. Das weitläufige Freigelände ist als Skulpturenpark gestaltet. Vervollständigt wird das kulturelle Angebot durch den etwas exponiert liegenden barocken Schlossgarten mit dem berühmten Gottorfer Globus.

Schloss Gottorf als bauliche Hülle der Sammlungen

Das Schloss Gottorf dient als architektonische Hülle für die Ausstellungen und als wichtigstes Exponat zugleich. Teil des musealen Rundgangs sind daher sowohl der Hof als auch die Räumlichkeiten der Vierflügelanlage. Unter ihnen sind vor allem die Schlosskapelle, die Gotische Halle, der Hirschsaal und der Saal Friedrichs III. hervorzuheben.

Schloss Gottorf - Schlosskapelle
Schlosskapelle (1590-1593) mit Fürstenstuhl (1609-1613)

Die Residenz verfügt über eine komplexe Baugeschichte. Im Hochmittelalter diente der Ort als Sitz des Schleswiger Bischofs. Von der Anlage des 12. Jahrhunderts haben sich aber nur geringe Spuren im heutigen Baukörper erhalten. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts sind größere Baumaßnahmen mit der archivalischen Überlieferung in Verbindung zu bringen. 1492 errichtete Herzog Friedrich I. die Gotische Halle nach einem Brand.

Das 16. Jahrhundert ist von intensiver Bautätigkeit geprägt. In dieser Zeit wurden alle Flügel der Vierflügelanlage neu errichtet, wobei die Hofseite des Westflügels mit ihren Frührenaissanceformen, dem Treppenturm und dem rekonstruierten Standerker aus den 1530er Jahren qualitativ hervorsticht. Der Giebelbereich dieser bemerkenswerten Schaufassade ist im 19. Jahrhundert leider verloren gegangen, so dass sie sich dem Betrachter nur noch unvollständig präsentiert.

Das heutige Schloss wird von dem monumentalen Südflügel beherrscht, der 1697 bis 1703 unter Einbeziehung der Gotischen Halle an Stelle des Renaissancebaus errichtet wurde. Die Fassadenmitte wird durch einen Turmrisalit mit Tordurchfahrt akzentuiert. Man rezipierte damit den barocken Palasttyp Italiens mit seiner strengen Symmetrie und den gleichförmigen Fensterachsen. Direkte Vorbilder sind im sächsischen Schlossbau wie in Zeitz oder Weißenfels zu suchen. Der vermutlich angestrebte Plan, weitere Schlossflügel durch Neubauten mit barocken Raumkonzepten einer höfischen Residenz zu ersetzen, ist nie verwirklicht worden.

Der Barockgarten mit dem Gottorfer Globus

Nördlich der Schlossinsel befindet sich der Barockgarten von Gottorf, der im 17. Jahrhundert als sogenanntes Neues Werk angelegt wurde. Die Anlage ergänzte den Reigen älterer Gärten rund um das Schloss. Dabei ist seine Existenz der Initiative durch Herzog Friedrich III. zu verdanken. Die Gartenanlage bestand zunächst recht bescheiden nur aus dem Umfeld des Herkulesteiches. Sie wurde unter Friedrichs Sohn Herzog Christian Albrecht mit Terrassen, Freitreppen, Kaskaden und Fontänen deutlich erweitert.

Schloss Gottorf - Barockgarten
Barockgarten mit neuem Globushaus – im Hintergrund Schloss Gottorf

Den internationalen Ruf erhielt der Barockgarten aber erst durch den Gottorfer Globus, den der Hofmathematiker Adam Olearius schuf. Er galt vor rund 350 Jahren als astronomisches Wunderwerk und erstes Planetarium in der christlichen Welt und spiegelt die Stellung des Gottorfer Fürstenhofs als bedeutendes kulturelles Zentrum Nordeuropas unter Herzog Friedrich III. wider. 1713 wurde der Globus auf Wunsch des Zaren Peters des Großen nach St. Petersburg transportiert. Damit setzte der Niedergang der Gottorfer Gartenanlage ein. Im 19. Jahrhundert wurden die Terrassen eingeebnet und die Anlage als Reitplatz genutzt.

Schloss Gottorf. Highlights. Der Gottorfer Globus

Damit hätte die Geschichte der barocken Gartenpracht zu Ende erzählt sein können, wenn man sich nicht 2005 auf Grundlage systematischer archäologischer Untersuchungen und einem Inventar von 1709 mit einer ausführlichen Beschreibung des Gartens und seiner Pflanzenvielfalt zu einer Rekonstruktion entschlossen hätte. Auch der Riesenglobus – das Original befindet sich in veränderter Form noch immer in St. Petersburg – wurde rekonstruiert und erhielt mit einem modernen Globushaus eine erneuerte baulichen Hülle. Ursprünglich befand sich das Meisterwerk der Astronomie in einem Lusthaus aus der Zeit um 1650, das nach dem Abtransport des Globus verfiel und schließlich abgebrochen wurde.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Das Mittelalter und die frühe Renaissance

Dem Publikum wird ein wesentlicher Höhepunkt der Sammlungen gleich zu Beginn des musealen Rundgangs im Erdgeschoss des Schlosses präsentiert. In der Gotischen Halle wird – der räumlichen Hülle entsprechend – mittelalterliche sakrale Kunst vom 13. bis zum 15. Jahrhundert ausgestellt. Ein Glanzstück unter vielen: Der Landkirchener Altar, der als Retabel um 1380 im Umfeld von Meister Bertram von Minden entstand, befand sich bis Ende des 19. Jahrhunderts in Landkirchen auf der Insel Fehmarn. Weitere ausgestellte spätgotische Altarretabel werden Hermen Rode und der Werkstatt von Hans Brüggemann zugeschrieben.

Auch wenn die einst umfangreiche fürstliche Cranach-Sammlung im 18. Jahrhundert nach Kopenhagen gelangt ist, verfügt das Gottorfer Landesmuseum noch immer über bedeutende Werke von Lucas Cranach d. Ä., allen voran Porträts der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon oder das Bild „Christus segnet die Kinder“. Letzteres Motiv ist in Cranachs Werk in rund 20 Fassungen erhalten geblieben.

So wie Cranach als Maler des frühen 16. Jahrhunderts für den Wandel in der Kunst an der Schwelle zur Renaissance stand, so sehr ist der Name Johannes Gutenberg mit der Zeitenwende am Ausgang des Spätmittelalters verbunden. Seine Erfindung des Buchdrucks ermöglichte erst die Verbreitung der Ideen des Humanismus und der Reformation. Das Gottorfer Landesmuseum ist im Besitz einer der wenigen Exemplare einer Gutenberg-Bibel. Sie ist 1452/54 in Mainz gedruckt worden.

Auch in der Alltags- und Wohnkultur ist zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert ein Umbruch zu erkennen. Neue Typen von Mobiliar entwickeln sich bei Truhen und Schränken. Während der mittelalterliche Schrank meist wandfest war, steht er ab dem 16. Jahrhundert frei vor der Wand. Er wird damit zu einem mobilen Ausstattungstück. Ein frühes Exemplar aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist in der Ausstellung zu bewundern.

Barocke Wohnkultur des 17. und 18. Jahrhunderts

Unter Herzog Friedrich III. entwickelte sich Gottorf im 17. Jahrhundert zu einem kulturellen Zentrum europäischen Ranges. Dies spiegelt sich in den erhaltenen Räumlichkeiten wie dem Blauen Saal oder dem Saal Friedrichs III. mit reichen Stuckdecken wider. Dem Hofmaler Jürgen Ovens ist im Schloss ein ganzer Saal gewidmet. Ovens stammt aus Tönning und erhielt seine Ausbildung in den Niederlanden im Umfeld von Rembrandt.

Schloss Gottorf - Blauer Saal
Blauer Saal mit Gemälden des Hofmalers Jürgen Ovens

Nicht nur die Kunst, sondern auch die Wohnkultur Schleswig-Holsteins waren im 17. Jahrhundert niederländisch geprägt. Beliebt waren vor allem niederländisches Mobiliar und Delfter Keramik. Sie wurden am Gottorfer Hof ebenso wie zahlreiche Skulpturen, Gemälde und Tapisserien gesammelt. Bemerkenswert: Eine originale Lübecker Weinstube aus dem Jahre 1644 wurde nach ihrem Aufgeben um 1900 ins Landemuseum transloziert.

Die Fayencen-Sammlung des Museums umfasst auch das 18. Jahrhundert und gehört zu den größten ihrer Art in Nordeuropa. Gezeigt werden keramische Erzeugnisse aus dem Ostseeraum wie Tafelgeschirr und edle Tafelaufsätze. Im Rokoko waren auch szenisch und ornamental bemalte Teetische sehr beliebt.

Vom Klassizismus bis zum Jugendstil

Der Klassizismus wird in der Ausstellung mit Objekten aus den Bereichen Gemälde, Mobiliar und Kunsthandwerk vorgestellt. Ein Teil davon stammt aus dem Inventar des Herrenhauses Emkendorf. Friedrich Karl Graf von Reventlow und seine Frau Friederike Juliane erwarben vielfältige Objekte auf ihren Reisen, die sie um 1800 vor allem nach Italien führten. Im Biedermeier spiegelt sich vor allem die bürgerliche Wohnkultur wider. Die finale Jugendenstil-Ausstellung präsentiert ein Zusammenspiel aus Raumausstattung, Malerei, Plastik und Kunsthandwerk.

Abgerundet wird die Dauerausstellung mit einer Sammlung dänischer und schleswig-holsteinischer Maler des 19. Jahrhunderts. Dabei war die nordische Kunst in der ersten Hälfte des Jahrhunderts durch die Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen und durch den dort lehrenden Maler Christoffer Wilhelm Eckersberg geprägt. In der zweiten Jahrhunderthälfte trennten sich dagegen die Wege dänischer und deutscher Künstler. Dies war vor allem der politischen Loslösung Schleswig-Holsteins vom dänischen Einfluss nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 geschuldet.

Das Museum für Archäologie

Vom Neandertaler bis zum mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler

Das Museum für Archäologie präsentiert sich ähnlich umfangreich wie das Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Chronologisch bewegen wir uns dabei von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Die Besucher beginnen ihre Zeitreise bei den frühesten Zeugnissen menschlichen Lebens in Schleswig-Holstein vor rund 60.000 bis 80.000 Jahren. Der Neandertaler hinterließ seine Spuren in Form von primitiven Werkzeugen und Abfällen aus deren Herstellungsprozessen.

Ihm folgte der Homo Sapiens nach dem Abschmelzen der Gletscher in der letzten Eiszeit vor rund 14.000 Jahren. Er war ein hochspezialisierter Rentierjäger, der mit Speeren, später mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging. Die ausgestellten Funde wie Pfeil- und Speerspitzen sowie unzählige Knochen- und Geweihreste geben detailliert Aufschluss über das Jagdverhalten des Steinzeitmenschen.

Neben der Jagd dienten Fischerei und das Sammeln von Pflanzen der Nahrungsbeschaffung. Über die Lebensbedingungen der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler geben Fundplätze wie bei Duvensee Auskunft. Dort wurden Lagerplätze mit umfangreichen Funden wie Nahrungsresten und Jagdwerkzeugen entdeckt und archäologisch ausgewertet. Auch die Robbenjagd war an den Küsten von Nord- und Ostsee verbreitet.

Die neolithische Revolution und die Bestattungsriten

Mit der Jungsteinzeit folgte um 4000 v. Chr. das, was in Fachkreisen als neolithische Revolution bezeichnet wird. Der Mensch änderte seine Wirtschafts- und Lebensweise und wurde dadurch sesshaft. Aus den Jägern, Fischern und Sammlern wurden Bauern. Die Nahrungsversorgung wurde fortan über Ackerbau und Viehzucht gedeckt. Letztlich wirkt dieser Wandel bis in die heutige Zeit hinein: Ohne ihn ist die Existenz von kulturelle Zentren oder der moderne Flächenstaat nicht denkbar.

Auch die Bestattungsriten änderten sich mit der Sesshaftwerdung des Menschen. Der lange Verbleib an einem Ort ermöglichte es, Megalithgräber zu errichten, wie sie heute noch in ganz Europa, aber vor allem auch im Norden, vorzufinden sind. In der Ausstellung wird diese frühe Form der Sepulkralarchitektur durch ein anschauliches Modell erlebbar gemacht.

Schloss Gottorf - Dolmen
Die Jungsteinzeit mit Modell eines Dolmen

Dem Thema Tod und Bestattung ist mit der Ausstellung „Tod und Jenseits“ ein eigener Bereich gewidmet. Er vermittelt das Totenbrauchtum in Schleswig-Holstein von der Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit, also von 3500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Ganz anders als in den bisherigen Räumen setzt man hier auf eine Inszenierung des Themas, so dass Emotionen und Erlebnis angesprochen werden. In der Mitte des abgedunkelten Raumes ist ein Leichnam auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt. Weitere Schwerpunkte der Präsentation bilden die Götterfiguren von Braak (Ostholstein), die Moorleiche von Dätgen sowie die reich ausgestatteten Gräber aus Hüsby.

Von der Bronzezeit in die Eisenzeit

Mit der um 1700 v. Chr. einsetzenden Bronzezeit ändert sich auch die Beschaffenheit der archäologischen Funde. Metalle ermöglichen es nun, Waffen wie Schwerter und Dolche herzustellen. Man findet sie häufig als Grabbeigaben. Geräte und Schmuck werden nun aus Bronze gefertigt. Handel und Schifffahrt gewinnen an Bedeutung.

Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. kommt auch Eisen als Werkstoff zum Einsatz. Die Eisenzeit endet im Norden um 400 n. Chr. Eindrucksvolle Zeugnisse jener Zeit sind Moorleichen wie das Kind von Windeby, für die das Schleswiger Museum seit Jahrzehnten bekannt ist. Moore konservieren Leichname besonders gut.

Nydam und Thorsberg: Opferplätze der Eisenzeit

Ein weiterer Höhepunkt der archäologischen Ausstellungen ist die Präsentation des umfangreichen Fundmaterials der eisenzeitlichen Opferplätze von Nydam und Thorsberg. Die Objekte an beiden Orten stammen überwiegend aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. und sind wahrscheinlich als Kriegsopfer nach erfolgreichen Schlachten im Moor versenkt worden. Es handelt sich vor allem um Waffen und Ausrüstung, aber auch Schmuck aus Bronze, Silber und Gold sowie Textilien.

Thorsberg und Nydam bieten einen einzigartigen Einblick in die Welt der germanischen Eisenzeit. Die archäologischen Funde wurden an beiden Orten bereits Ende des 19. Jahrhunderts gemacht. Entsprechend lang und vielfältig ist die Forschungsgeschichte zu beiden Fundplätzen.

Das Nydamboot

Überstrahlt werden die Exponate allerdings vom Nydamboot, das den Mittelpunkt eines eigenes Ausstellungsgebäudes, der Nydamhalle, auf der Museumsinsel bildet. Das 23 Meter lange, hochseetaugliche Boot ist auf 320 n. Chr datiert und wurde bereits 1863 im Nydam-Moor bei Sønderborg in Dänemark gefunden. Für die Wissenschaft war der außerordentlich gute Erhaltungszustand des Eichenholzes ein Glücksfall.

In der Nydamhalle wird dem Publikum die Bergung, die Geschichte und die außergewöhnliche Bedeutung des Schiffsfundes aus dem Moor vorgestellt. Auch die Rezeptionsgeschichte des Nydambootes wird thematisiert. Des weiteren gibt die Ausstellung einen Einblick in die eisenzeitliche Schiffsbautechnik und Seeschifffahrt. Besucher, die sich mit dem vielfältigen Angebot der archäologischen Ausstellungen in Gottorf überfordert fühlen, möchte ich die Nydamhalle für einen kurzen, aber intensiven Einblick in die nordische Frühgeschichte ans Herz legen.

Schloss Gottorf - Nydamboot
Nydamboot in der Nydamhalle

Archäologie im Mittelalter

Konzeptionell überzeugend empfand ich auch die archäologische Ausstellung zum Mittelalter unter dem Titel „Dorf – Burg – Kirche – Stadt“. Dem Besucher werden hier unzählige Aspekte der Alltagskultur des mittelalterlichen Menschen anhand von Exponaten, informativen Begleittexten, Modellen und Medien unterschiedlichster Art anschaulich nähergebracht.

Schwerpunkte der über mehrere Räume reichenden Ausstellung bilden Handwerk, Wirtschaft oder Frömmigkeit mit dem Fokus auf die Verhältnisse in Schleswig-Holstein. Die Lebenswelt des Adels und des Rittertums wird ebenso thematisiert wie die bäuerliche Kultur. Einen großen Rahmen nimmt die frühe Stadtgeschichte Schleswigs ein, die mit zahlreichen archäologischen Funden veranschaulicht wird.

Gesamteindruck

Die Gottorfer Museumsinsel als kulturelles Gesamterlebnis aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen, erfordert viel Zeit, Muße und noch mehr Ausdauer. Selbst dieser sehr lang geratene Artikel kann nicht alle Sammlungen vorstellen, die dem Publikum präsentiert werden. Insbesondere die Nebengebäude beherbergen weitere Dauerausstellungen zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts und wechselnde Sonderausstellungen.

Die Stärken der vielfältigen Museumssammlungen sind zugleich auch ihre Schwachstellen. Zwar kann sich jeder Besucher bei den Ausstellungen entsprechend seiner Interessen die Rosinen herauspicken, doch dazu muss er sich erst eine Vorstellung von dem machen, was ihn in den unzähligen Abteilungen erwartet. Das kann zu einem langwierigen Unterfangen werden, denn kaum ein Aspekt der Kunst, Kultur und Geschichte Schleswig-Holsteins wird nicht in irgendeiner Form thematisiert. Zudem merkt man den Ausstellungsbereichen ihre aus unterschiedlichen Zeiten stammende Konzipierung an, was in einem so großen Haus sicher nicht ganz zu vermeiden ist.

Da ist es zu begrüßen, dass beabsichtigt ist, mit einem Masterplan die Ausstellungen und das Wegeleitsystem bis 2027 von Grund auf neu zu konzipieren, um den Anforderungen eines modernen Museums gerecht zu werden. Das kann für das Besuchererlebnis sicher förderlich sein. Auf der anderen Seite haben die Pläne für einen gläsernen Erweiterungsbau unmittelbar am Baukörper des historischen Schlosses in der Vergangenheit auch Kritik hervorgerufen.

Übrigens: Digital ist man in Schleswig bereits auf dem richtigen Weg. Ein durchaus gelungener virtueller Rundgang nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die Themenschwerpunkte der Ausstellungen. Folgt mir in die „Zeitmaschine“!

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