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Ein erfundener toter Syrer – wie Flüchtlinge instrumentalisiert werden

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Stacheldraht

In die Falle getappt

Nun ist es mir auch passiert. Ich habe mir geschworen, nicht der Versuchung zu erliegen, all den erfundenen Meldungen über die Auswüchse der Flüchtlingskrise unkritisch Glauben zu schenken. Allerdings war ich nicht darauf vorbereitet, dass die ideologische Propaganda nicht nur von intellektuell benachteiligten Personen des politisch rechten Spektrums geführt wird, sondern auch Einzug gehalten hat in linke Kreise. Beides ist gleichermaßen verwerflich.

Vor wenigen Tagen las ich in den Medien über einen syrischen Flüchtling, der nach tagelangem Warten in der Kälte vor dem Lageso im Krankenhaus verstorben sein soll. In den sozialen Netzwerken machte diese Nachricht rasant die Runde und auch ich teilte fast reflexartig bei Facebook einen entsprechenden Bericht, zunächst öffentlich. Immerhin beschlich mich kurz darauf ein ungutes Gefühl und ich stellte die Sichtbarkeit nur noch für Freunde ein.

Angesichts des seit Monaten währenden völligen Versagens von Politik und Behörden und den daraus resultierenden unzumutbaren Zuständen am Lageso in Berlin klang die Geschichte gar nicht mal so unplausibel. Sie wurde zu Tausenden im Netz geteilt. Und sie war dennoch erfunden, ausgerechnet von Dirk Voltz, einem engagierten Flüchtlings-Helfer. Die Bürgerinitiative „Moabit hilft“, die federführend bei der Verbreitung der Nachricht ihres ehrenamtlichen Mitarbeiters beteiligt war, räumt erhebliche Versäumnisse ein.

Lehren und Folgen

Man mag zwar einerseits froh darüber sein, dass (noch) kein Flüchtling beim „Wartemarathon“ für seine Registrierung gestorben ist, auf der anderen Seite hat Voltz zukünftigen Überbringern seriöser Meldungen einen Bärendienst erwiesen. Die Öffentlichkeit wird nun noch skeptischer hinschauen, wenn es darum geht, auf die unzumutbare Situation vieler Flüchtlinge in Deutschland hinzuweisen.

Was lernen wir daraus? Unabhängig davon, ob eine Meldung dem rechten oder dem linken Spektrum der Gesellschaft zuzuordnen ist, kann es hilfreich sein, die Entwicklung zunächst abzuwarten. So manche Falschmeldung enttarnt sich dann von selbst. Der gemeine Bürger hat nur einen begrenzten Apparat zur Verfügung, selbst den Wahrheitsgehalt derartiger Berichte zu ergründen.

Deutschland ist durch die Flüchtlingskrise gespalten wie selten zuvor. In vielen Medien herrscht eine ideologische Kriegsführung vor, die nichts Gutes verheißen lässt. In solchen Zeiten ist man gut daran beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht nur Emotionen regieren zu lassen. Weder die bedingungslose Willkommenskultur, noch der Generalverdacht gegen jeden Asylanten werden den Ausweg aus dieser Krise weisen.

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