Home / Alle Artikel / Eutin – Residenzstadt in der Holsteinischen Schweiz

Eutin – Residenzstadt in der Holsteinischen Schweiz

Posted on
Johann Christian Lewon, Prospect des Bischöfflichen Residentz Schloßes und Gartens zu Eutin, um 1740
Johann Christian Lewon, Prospect des Bischöfflichen Residentz Schloßes und Gartens zu Eutin, um 1740

Lage und Geschichte

Die Holsteinische Schweiz mit ihrer Hügel- und Seenlandschaft ist vielen Schleswig-Holstein-Reisenden sicherlich ein Begriff. Weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass sich hier mit der Residenzstadt Eutin – immerhin Kreisstadt des Landkreises Ostholstein – ein architektonisches Kleinod befindet. Die Stadt liegt landschaftlich reizvoll eingebettet zwischen Kleinem und Großem Eutiner See. Letzterer reicht bin ans historische Stadtzentrum und umschließt das auf einer Landzunge gelegene Eutiner Schloss.

Im 18. Jahrhundert galt Eutin als eine Hochburg deutschen Kulturschaffens. Unter anderem wurde hier 1786 der Komponist Carl Maria von Weber geboren. Der Dichter Johann Heinrich Voß und der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein wirkten ebenfalls in der Stadt. Diese Zeit prägte das Stadtbild nachhaltig, so dass dem Besucher heute auf Schritt und Tritt klassizistische Architektur begegnet.

Eutins Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück. Im Zuge der ostholsteinischen Kolonisation ist der Ort im 12. Jahrhundert als Hauptort des Wendengaus gegründet worden. 1156 werden Markt und Kirche durch den Lübecker Bischof Gerold gegründet. Fortan diente Eutin als Bischofsresidenz. 1257 erhielt es lübisches Stadtrecht, 1306 wurde ein Kollegiatstift – darunter versteht man eine Gemeinschaft von unregulierten Chorherren, die kein Ordensgelübde abgelegt haben – gegründet.

Eutin - Schlossvorplatz
Schlossplatz mit Kavaliershaus

Der Schlossbezirk

Schloss und Großer Eutiner See

Nicht die Architektur ist beim Eutiner Schloss tonangebend, sondern seine besondere Lage auf einer Landzunge des Großen Eutiner Sees. An sonnigen Tagen entsteht hier ein wundervolles Farbspiel durch das kräftige Rot des Backsteins, das tiefe Blau des Sees sowie das Grün des Schlossparks und der umgebenden Wälder. Es ist unbedingt zu empfehlen, einen kleinen Spaziergang um das westliche Ende des Sees zu machen, wo eine schön gestaltete Promenade zum Flanieren und Verweilen einlädt. Es ergeben sich dadurch immer wieder neue Impressionen von Schloss und Altstadt.

Eutin - Schloss
Das Eutiner Schloss mit dem Großen Eutiner See im Hintergrund

Das Schloss selbst, das wahrscheinlich an Stelle eines von Bischof Gerold angelegten Hofes steht, präsentiert sich als Vierflügelanlage, die im Kern bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Gestalt des Baukörpers geht aber vor allem auf den Ausbau der Anlage zum Residenzschloss unter Fürstbischof Johann Friedrich zu Beginn des 17. Jahrhunderts zurück. Dabei darf man sich nicht von der wuchtigen, fast monotonen Gestaltung der Außenansicht abschrecken lassen. Der Innenhof präsentiert dagegen eine Reihe reich gestalteter Spätrenaissanceportale, die man bei einem Capuccino im dortigen Café bewundern kann. Die sehenswerten Innenräume des Schlosses sind im Rahmen eines Museumsbesuch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Der interessierte Besucher kann all dies auf der – diese Bemerkung sei mir als Webdesigner gestattet – vorzüglichen Website der Stiftung Schloss Eutin vor- und nachbereiten oder seine Eindrücke vertiefen.

Der Schlossgarten

Der südlich an das Schloss angrenzende Schlosspark hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und ist nicht nur durch seine romantische Lage am Seeufer unbedingt einen ausgedehnten Spaziergang wert. Seine Gestalt geht auf die ab 1790 erfolgte Umwandlung des Barockgartens in einen englischen Landschaftsgarten zurück.

Ludwig Philipp Strack, Ansicht des Eutiner Schlossgartens mit dem Sonnentempel
Ludwig Philipp Strack, Ansicht des Eutiner Schlossgartens mit dem Sonnentempel, 1798-1799

Teiche, Wasserläufe, Brücken und klassizistische Gartenbauwerke erzeugen reizvolle Ein- und Ausblicke mit immer wechselnden Sichtachsen. Der Weg schlängelt sich an einem Seepavillon, einem Monopteros (griechischer Rundtempel) und dem aus Tuffstein erbauten Artemis-Tempel vorbei. Zahlreiche Medienstationen führen in die Geschichte des Schlossgartens und seiner Bauwerke ein. Im Herzen der Anlage befindet sich der Küchengarten, in dem die barocke Orangerie von 1750 steht. Dieser prominente Bereich des Schlossparks wurde erst in den letzten Jahren restauriert und revitalisiert und war Teil der Landesgartenschau 2016. Ein Ort zum Verweilen!

Am Rande des Parks existiert unmittelbar am Seeufer eine Freilichtbühne, in der seit 70 Jahren die Eutiner Festspiele stattfinden. Auf dem Programm stehen Konzerte, Musicals und Opern. Ein wahrlich würdiger Ort und Rahmen für Kulturaufführungen, doch ich kann mich an manche nasse Überraschung erinnern, denn die Zuschauerränge sind nicht überdacht.

Marktplatz und Altstadt

Vom Schloss sind es nur wenige Schritte zur Altstadt. Dabei passiert man zunächst die repräsentative Platzanlage des Schlossvorplatzes mit Remise, Marstall und Kavaliershaus. Dahinter erhebt sich die Michaeliskirche. Der auf den ersten Blick unspektakuläre Bau gehört zu einer Gruppe von spätromanischen Basiliken aus Backstein in Ostholstein, wie sie auch in Altenkrempe und Mölln existieren. Der romanische Kernbau zeigt sich vor allem im Inneren des Langhauses.

Durch eine Häuserzeile getrennt schließt sich der weiträumige Marktplatz südlich an die Kirche an. Er wird umstanden von kleinstädtischen Bürgerhäusern, die wie das im späten 18. Jahrhundert entstandene Rathaus weitgehend dem Klassizismus zuzurechnen sind.

Von hier aus empfehle ich die Erkundung der umliegenden Gassen mit weiteren Bürgerhäusern, Höfen und Palais. Tipp für einen schönen Rundweg:

  • durch die pittoreske Twiete mit ihren Fachwerkhäusern zurück zur Stolbergstraße, die das Schlossviertel von der Altstadt scheidet
  • hier dem Straßenverlauf nach Süden folgen, um dann durch die Peterstraße wieder zum Marktplatz zurückzukehren
  • den Marktplatz durch die Königsstraße noch Norden verlassen, am Ende blickt man nach rechts in die Schlossstraße, die wieder zum Schlossviertel führt
  • den Weg nach links durch die Straße „Am Rosengarten“ wählen, an deren Ende man rechts in einen blumengesäumten Fußweg auf die romantische Seepromenade stößt.

Den Besuch sollte man in einem der zahlreichen Cafés der Stadt ausklingen lassen!

5 Kommentare zu “Eutin – Residenzstadt in der Holsteinischen Schweiz

  1. Oh la la!
    Als Süddeutschem, der nur einmal auf dem Weg nach Skandinavien kurz in Flensburg Pause gemacht hat, war mir die ganze Holsteinische Schweiz bisher unbekannt.
    Wo sich überall auf der Welt Schweizen tummeln…

    1. Ich würde behaupten, die Holsteinische und die Sächsische Schweiz gehören zu den bekanntesten Landschaften mit diesem Namen in Deutschland.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Top