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Römer am Niederrhein
Vielleicht überrascht es den unbedarften Besucher Xantens, so weit nördlich in der weiten Ebene des Niederrheins so viele römische Spuren anzutreffen. Immerhin war die Colonia Ulpia Traiana zu ihrer Blütezeit eine der größten Städte in der Germania inferior. Wie die meisten römischen Städte entlang des großen Stromes war sie linksrheinisch angesiedelt. Der Rhein bildete hier den Limes, die befestigte Grenze zu den germanischen Stämmen im Norden und Osten. Aber schauen wir zunächst, wie es an diesem Ort zu einer antiken Stadtgründung kam.
Die Entwicklung zur Colonia
Legionslager Vetera
Am Anfang stand das Legionslager Vetera I. Der Geschichtsschreiber Tacitus weiß zu berichten, dass dieses 12. v. Chr. angelegt worden sei. Es lag südlich des heutigen Xantens auf dem Fürstenberg, der einen weiten Überblick über die Flusslandschaft eröffnete. Das Militärlager beherbergte zumindest zeitweise gleich zwei Legionen. Es war auch Sammelpunkt für den Feldzug des Varus gegen die Germanen, die zur legendären Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. führte.
Im Vorfeld des Kastells lag ein Dorf mit Wohnhäusern, Werkstätten und Wirtshäusern. Auch ein Amphitheater war vorhanden. Das Ende des Militärlagers kam abrupt mit dem Aufstand des germanischen Stammes der Betaver 70 n. Chr. Ein neues Lager wurde bald darauf nur einen Kilometer östlich errichtet: Vetera II.
Die römische Stadt
Auch nordwestlich des Fürstenberges, unmittelbar an einem Rheinarm, existierte seit dem frühen 1. Jahrhundert eine römische Siedlung, die sich wahrscheinlich um eine Anlegestelle für das Legionslager und zu einem Handelsplatz entwickelt hatte. Der Name der Siedlung ist nicht vollständig überliefert. Möglicherweise ist sie ebenfalls im Betaveraufstand zerstört worden.
Die Neugründung erhielt um 100 n. Chr. das römische Stadtrecht durch Kaiser Marcus Ulpius Traianus und führte dessen Namen. Die dadurch zur Colonia erhobene Siedlung wurde von Beginn an mit einer ganzen Reihe von öffentlichen Gebäuden geplant. Der Hafen am Rhein und die Anbindung an römische Fernstraßen boten gute Voraussetzung für eine florierende Stadt. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die mit Großbauten opulent ausgestattete Colonia am Rande des römischen Imperiums nicht ganz den hohen wirtschaftlichen Erwartungen gerecht werden konnte.
Spätantike Festungsstadt Tricensimae
Einfälle und Plünderungen der Franken in den Jahren 275 und 276 bedeuten für die Stadt den raschen Niedergang. Danach wurde das Areal noch einmal bebaut. Im Zentrum der Colonia Ulpia Traiana errichteten die Römer eine stark gesicherte Festung namens Tricensimae. Die älteren Bauten außerhalb dieses Bezirkes wurden dabei angebrochen, wodurch sich die Siedlungsfläche erheblich reduzierte.
Die Einwohner der spätantiken Stadt setzten sich wahrscheinlich aus der Restbevölkerung und den Legionären von Vetera II zusammen. Letzteres Lager dürfte ebenfalls bei den Frankeneinfällen zerstört worden sein. Mitte des 4. Jahrhunderts kam das endgültige Aus für die Stadt, als wiederum die Franken die Festung eroberten. Doch die Ruinen der römischen Stadt dienten in Folge als Steinbruch für die in den nächsten Jahrhunderten entstehende mittelalterliche Stadt Xanten unmittelbar südöstlich der Colonia.
Archäologischer Park Xanten
Vorgeschichte und Struktur
Fast hätte man das Areal der Colonia Ulpia Traiana gänzlich als Industriegelände ausgewiesen, doch gerade noch rechtzeitig besann man sich in Xanten eines Besseren. Die bereits existierenden Betriebe wurden umgesiedelt, die B57 später um das Gelände herumgeführt. 1977 konnte der Archäologische Park Xanten (APX) eröffnet werden.
Die antike Stadt erschreckte sich über ein nahezu quadratisches Areal. Nur im Nordosten folgte die Stadtmauer dem Verlauf des heute längst verschwundenen Rheinarms. Das rechtwinklige Straßennetz wies nahezu quadratische Parzellen – die Insulae – aus, wie es für römische Städte idealtypisch war. Das Wegenetz im Park folgt exakt der ehemaligen römischen Straßenstruktur.
Zahlreiche Grabungen der letzten Jahrzehnte förderten die Grundmauern typisch römischer Stadtbauten ans Licht. Einige von ihnen wurden anschaulich (teil-)rekonstruiert – in einigen Fällen bis zu den Innenräumen und ihrer Ausstattung. Die Colonia wird auf diese Weise wieder zum Leben erweckt. Die Besucher des APX tauchen dabei in das rege Treiben einer provinzialrömischen Stadt ein.
Die Stadtbefestigung und das Nordtor
Noch bevor wir den Park vom stadtseitigen Haupteingang betreten, werden wir mit einer monumentalen römischen Stadtmauer und zahlreichen Wachtürmen auf die Bedeutung der Colonia unmissverständlich aufmerksam gemacht. Abschnitte der Wehranlagen sind im Osten des Parks rekonstruiert und begehbar. Von hier erhalten wir einen ersten Überblick über das Areal der Colonia. Der Blick in die entgegengesetzte Richtung präsentiert das mittelalterliche Xanten mit seiner dominierenden Stiftskirche.
Das repräsentativste Stadttor ist allerdings das Nordtor, das sich am gegenüberliegenden Ende des archäologischen Parks befindet. Ein doppelter Durchgang wird flankiert von zwei mächtigen Türmen aus Tuffstein. Die Anlage erinnert an die Porta Nigra in Trier, eines der prominentesten erhaltenen Beispiele römischer Architektur nördlich der Alpen.
Bei einem Aufstieg auf das Tor bekommt man nicht nur einen wunderbaren Ausblick auf Park und Stadt Xanten präsentiert, sondern auch einen Einblick in die Windenkonstruktion, die die schweren Fallgitter tragen und bedienen. Außerhalb der Stadtmauer befand sich entlang der Straße, die nach Norden zum römischen Militärlager Burginatium führte, ein Gräberfeld. Hier stehen einige sehenswerte Kopien von römischen Grabsteinen. Hervorhebenswert ist vor allem der Grabstein des Firmus aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., der in Andernach gefunden wurde. An dem Xantener Abguss ist der Versuch der Rekonstruktion der farbigen Fassung unternommen worden.
Das Amphitheater
Aber richten wir den Blick wieder zurück auf die stadtseitigen Bereiche des Parks. Am äußersten östlichen Rand der Colonia lag einst auch das Amphitheater, das Ende des 2. Jahrhunderts an Stelle eines bescheidenen Vorgängers errichtet wurde. Es konnte zwar mit rund 10000 Zuschauerplätzen mit dem Colosseum in Rom nicht mithalten, aber die Teilrekonstruktion offenbart seine einstige Monumentalität. Der Gang über die sandbedeckte Arena, die weitläufigen Zuschauertribünen oder durch die Gänge des Bauwerks atmet die Atmosphäre dieses Ortes, der wie kaum ein anderer die unterschiedlichen Facetten der römischen Gesellschaft widerspiegelt.
Ein römischer Baukran komplettiert die Szenerie des scheinbar noch im Bau befindlichen Monuments. In den Gängen erwartet uns Besucher eine kleine Ausstellung, die die Welt und die Lebensbedingungen der Gladiatoren belichtet. Die Arena selbst dient heute als Austragungsort zahlreicher Kulturevents und für die Gladiatorenspiele beim alljährlichen Römerfest.
Herberge und Handwerkerhäuser
Der Weg führt uns entlang der Stadtmauer zu zwei gegenüberliegenden Gebäudekomplexen in der Nähe des ehemaligen Hafens. Es handelt sich dabei um die Herberge und um Handwerkerhäuser, die äußerlich wenig einladend wirken. Ihr Charme entfaltet sich erst beim Betreten. Sie zeugen von einer bemerkenswerten römischen Wohnkultur.
Insbesondere die Herberge kann mit einem Komfort aufwarten, den die Reisenden sicher zu schätzen wussten. Die Herberge konnte mit Thermen, Küche und Kräutergarten aufwarten. Ein doppelstöckiger Säulengang erschloss die Gästezimmer und lud zum Verweilen einm. Die Innenräume waren mit polychromen Malereien versehen. Die Rekonstruktion stützt sich auf die Grabungsergebnisse vor Ort und auf allgemeine Kenntnisse römischer Architektur aus anderen Quellen.
Der Hafentempel
Der weitere Weg lässt uns einige rekonstruierte Stadttore, die zum Hafen wiesen, passieren. Schließlich erreichen wir den Hafentempel, dessen antiker Name nicht überliefert ist. Mit seiner fragmentarischen Rekonstruktion wirkt er wie ein Mahnmal für die Zerstörung der Colonia Ulpia Traiana.
Die Tempelarchitektur steht in der Tradition römischer und damit auch griechischer Tempel. Typologisch handelt es sich um einen Peripteros, bei dem der innere Raum – die Cella – von einem Säulenkranz umgeben ist. Das Konstrukt steht auf einem hohen Podium, das einseitig mit einer Freitreppe erschlossen wird. Eines der bekanntesten und am besten erhaltenen römischen Exemplare dieses Typus ist das Maison Carré in Nîmes.
Die bei Grabungen gefundenen Fragmente erlauben eine Rekonstruktion der Säulen mit Kapitellen korinthischer Ordnung. Als Baumaterial kamen Kalkstein aus Lothringen und Marmor aus der Gallia Belgica zum Einsatz. Eine farbige Gestaltung des Tempels ist anzunehmen, auch wenn unsere Sehgewohnheiten uns durch Verlust der Farbfassung bei antiken Ruinen häufig ein strahlendes Weiß suggerieren.
Themenpavillions
Auf dem Gelände des APX sind zudem Einrichtungen verstreut, die in spezielle Aspekte der römischen Welt einführen. Darunter befindet sich eine Schiffswerft, in der der Versuch unternommen wird, Schiffe in antiker Bauweise zu fertigen. Aufschlussreich und informativ zeigen sich vor allem die Themenpavillions „Straßen und Verkehr“ und „Bauen und Technik“. Darüber hinaus existiert ein Backhaus.
Auch die nicht nur für römische Städte existenzielle Wasserversorgung und die fortschrittliche Kanalisation lassen sich im APX studieren. Die Wasserversorgung der Colonia Ulpia Traiana erfolgte über Brunnen, Zisternen und vor allem über Fernwasserleitungen aus den umliegenden Höhenzügen. Andere wichtige Bereiche einer römischen Stadt wie Forum, Kapitol oder Thermen sind zwar in Xanten archäologisch gut erschlossen, aber bisher nicht für die Rekonstruktion vorgesehen.
LVR-RömerMuseum
Das Konzept
Das RömerMuseum, das erst 2008 an Stelle des in Xanten befindlichen Regionalmuseums in den APX verlegt wurde, wirkt in seiner Umgebung nicht wie ein Fremdkörper. Das ist dem durchdachten Konzept des Museumsbaus geschuldet. Er integriert den Schutzbau für die ausgegrabenen Fundamente der römischen Thermen der Colonia Ulpia Traiana. Als Glas- und Stahlkonstruktion zeichnet das Gebäude zudem die wesentlichen Konturen der Thermen nach und wird somit selbst zu einem Objekt der Vermittlung.
Die Dauerausstellung des Museums ist über mehrere Ebenen verteilt, die sich schwebend im Raum befinden und durch Rampen und Treppen erschlossen sind. Dadurch ergeben sich spannende Einsichten. Jederzeit ist ein Aus- und Rückblick auf die chronologisch aufgebaute Ausstellung möglich. Die einzelnen Abschnitte sind:
- Auftakt: Großquader und Spuren
- Legionen und frühe Besiedlung
- Im Mittelpunkt: die Colonia
- Untergang, Wiederaufbau und Wandel
Prolog und germanische Besiedlung
Als Prolog zur Ausstellung dienen vor dem Museum platzierte Quader. Sie wurden bei Ausgrabungen im Xantener Stadtkern entdeckt und wieder an ihren angestammten Ort in die Colonia verfrachtet. Sie zeugen von der Wiederverwendung römischen Baumaterials im Mittelalter. Im Foyer begrüßen uns konservierte römische Spuren im Boden: Hufe, Schuhsohlen, Fußabdrücke und Karrenspuren. Im Kellergeschoss ist die beeindruckende, fünf Meter hohe Fundamentmauer der Eingangshalle der Thermen zu bewundern.
Wir begeben uns in der Chronologie in die vorrömische Zeit. Germanische Stammesverbände besiedelten das Land am Niederrhein. Die Besiedlung bestand aus verstreuten Dörfern. Da die Bodenqualität gering war, spielte Ackerbau nur eine untergeordnete Rolle. Viehzucht sicherte die Ernährung. Die Ausstellung zeigt Schmuck, Bewaffnung und Werkzeuge der germanischen Siedler vor der Ankunft der Römer.
Die ersten Römer am Niederrhein
Die ersten Römer kamen um 12. v. Chr nach Xanten. Die Stationierung von zwei Legionen auf dem Fürstenberg bedeutete einen erheblichen Einschnitt für die Region. Die Soldaten brachten steinerne Architektur, Güter aus dem Mittelmeerraum, römische Verwaltungsstrukturen und eine koordinierte Infrastruktur an den Niederrhein. Auch die Technik der Ziegelproduktion hielt Einzug. Zwei sich fremde Kulturen prallten aufeinander.
Die Ausstellung zeigt die Hinterlassenschaften dieser frühen römischen Besiedlung. Grabsteine, Keramik, Münzen, Bronzegefäße oder Glas aus den verschiedensten Provinzen Roms zeugen von weitreichenden Warenströmen. In der Hafensiedlung am Rhein blühten Handwerk und Handel. Doch auch das immaterielle Gut wie die Schriftlichkeit, Kunst, Bildung und Religion hinterließ ihre römischen Spuren. Mit der Religion kamen neue Bestattungssitten nach Xanten. Keltisch-germanischer und römischer Kult durchmischten sich teilweise.
Diese Entwicklung wurde durch den Betaveraufstand der Jahre 69 und 70 n. Chr. je ausgebremst. Die Ausstellung zeigt in diesem Kontext römische Waffentechnik und die Ausstattung eines römischen Legionärs. Präsentiert werden zahlreiche Funde, die bei Baggerarbeiten an der Stelle des alten römischen Hafenbeckens gefunden wurden. Vermutlich ist ein großer Teil davon im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen versenkt worden.
Die Colonia
Eine typische römische Stadt
In diesem Abschnitt werden die Besucher von einem detailreichen Stadtmodell empfangen, das die ganzen Dimensionen der Stadt Traians offenbart. Die einzelnen Insulae waren dicht bebaut. Die bedeutendsten öffentlichen Gebäude wie das Forum oder das Kapitol mit dem wichtigsten Tempel befanden sich im Zentrum. Um das wie üblich am Rande der Stadt errichteten Amphitheater erscheint dagegen eine große frei Fläche, die die Zuschauerströme aufnehmen sollten. Anschaulich ist auch die Lage des Hafens an einem Rheinarm nordöstlich der Stadtmauer dargestellt.
Wohnkultur und Handwerk
Die Ausstellung gibt Aufschluss über das Leben der rund 10000 Einwohner in der Colonia. Wir erfahren Einzelheiten zur römischen Wohnkultur, zur römischen Kleidung und zur römischen Küche. Anhand der Existenz von Lararien, kleinen Hausheiligtümern, kann die Spiritualität im häuslichen Kontext aufgezeigt werden.
Einen großen Rahmen innerhalb der Ausstellung nimmt die Darstellung der unterschiedlichen Handwerksberufe ein, die anhand der archäologischen Funde für die Colonia nachgewiesen werden können. Fleischer, Bäcker, Schmied, Bronzegießer, Arzt, Schuster, Weber, Beinschnitzer, Schreiner, Töpfer und Fischer hinterließen Werkzeuge und Erzeugnisse, die Aufschluss geben über ihren Arbeitsalltag und den Bedarf an Produkten und Dienstleistungen in der Stadt.
Besonders reich ist der Bestand an Grab- und Weihesteinen – Originale und Kopien – in der Ausstellung. Die als Votivgaben an Gottheiten errichteten Weihesteine zeugen mit ihren Inschriften von den Lebensgeschichten der Bewohner der Colonia und des Militärlagers. Hörstationen lassen die antiken Menschen im Museum lebendig werden.
Der Hafen
Der Rhein war mit seinem Transportwesen eine Lebensader für die Colonia. Entsprechend zahlreich waren die Funde im ehemaligen Rheinarm, an dem der Hafen der Stadt verortet werden kann. Hierzu gehörte auch ein Plattbodenschiff, das mit seinem geringen Tiefgang auch in flachen Gewässern und bei Niedrigwasser manövrieren konnte. Dendrochronologisch wurde das Boot um 95 n. Chr. datiert.
Spätantike und fränkischer Neuanfang
Umbruch und Umstrukturierung
Der Abschluss der Dauerausstellung ist der Zerstörung der Colonia Ulpia Traiana, ihrer spätantiken Nachfolgestadt Tricensimae und der fränkischen Periode gewidmet. Zahlreiche Schatzfunde und die Fragmente zerschlagener Statuen zeugen von einer unruhigen Zeit, die lediglich von einer späten Blütezeit unter Kaiser Konstantin zu Beginn des 4. Jahrhunderts unterbrochen wurde.
Der Umbruch ist nicht nur anhand des deutlich verkleinerten Areals der Stadt nachzuvollziehen, auch am spätrömischen Militär am Rhein ist eine Umstrukturierung zu erkennen. Germanen als Söldner gehörten nun zum üblichen Bild des Heeres. Legionäre und Hilfstruppen waren mit ihrer Ausrüstung kaum noch voneinander zu unterscheiden.
Der Weg zum mittelalterlichen Xanten
Nach dem Erlöschen des städtischen Lebens im Xantener Raum bestand die Besiedlung wie in vorrömischer Zeit aus kleinen Dörfern und Gehöften. Durch den engen Kontakt zu den Römern lebten aber viele römische Traditionen bei den Franken fort. Dazu gehörten einige Handwerkstechniken, die römische Schrift und vor allem die christliche Religion.
Letzteres war auch eine Voraussetzung für die Ausbildung der mittelalterlichen Stadt Xanten. An der Stelle des Xantener Domes lag in römischer Zeit ein Gräberfeld, auf dem sich im späten 4. Jahrhundert ein Märtyrerkult entwickelte. Christen pilgerten „ad sanctos“ – zu den Heiligen. Der Name entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu Xanten. Im späten 8. Jahrhundert wurde ein Stift zu Ehren des Hl. Viktor gegründet, welches schließlich die Keimzelle der mittelalterlichen Stadt bildete.
Große Thermen
Die Thermen der Colonia Ulpia Traiana betritt man aus dem Foyer des Museums. Die gut erhaltenen Grundmauern offenbaren die verschiedenen Funktionsbereiche des monumentalen Baues. Zu erkennen sind Badebecken, Heizkanäle und Feuerstellen. Es existierten Kaltbäder, Schwitzbäder, Warmbäder und Heißbäder. Böden und Wände waren mit Marmor verkleidet. Um einen weiten Innenhof gruppierten sich Ladenzeilen, Latrinen, ein Wasserturm und eine riesige Eingangshalle – ganz den Ansprüchen eines heutigen Wellness-Paradieses entsprechend.
Aus römischen Quellen wissen wir, dass die Thermen von vielen Römern täglich besucht wurden. Sie dienten nicht nur der Körperpflege und Entspannung, sondern waren auch Zentren der Kommunikation und des gesellschaftlichen Lebens. Ihre Bedeutung für das städtische Leben dürfte daher sehr hoch eingeschätzt werden.
Fazit
Der Archäologische Park in Xanten ist in seiner Dimension und Vollständigkeit einzigartig auf deutschem Boden. Nirgends kann man die Gestalt und Geschichte einer provinzialrömischen Stadt besser studieren als hier am Niederrhein. Das ist vor allem der Situation geschuldet, dass das Gelände der Colonia Ulpia Traiana nicht wie beispielweise in Köln, Mainz oder Trier im Mittelalter überbaut wurde. Damit eröffnet sich für die Zukunft noch viel Potenzial für Rekonstruktionen und wissenschaftliche Erkenntnisse.
Als absoluter Glücksfall darf zudem die Verlegung des Regionalmuseums als neues LVR-RömerMuseum in den Komplex des APX bezeichnet werden. Dadurch konnte die römische Geschichte Xantens erstmals an einem gemeinsamen Ort dargestellt werden. Die Vermittlungsansätze über Rekonstruktionsbauten einerseits und der Präsentation archäologischer Funde andererseits ergänzen sich damit und entfalten Synergieeffekte.
Wow, das ist ja gigantisch!
Danke für diese Informationen über einen Ort, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich musste sogar auf der Karte nachsehen, wo Xanten überhaupt ist. *schäm*
Freut mich, dass ich da ein wenig Kulturvermittlung betreiben konnte. Im Übrigen ist auch die mittelalterliche Altstadt von Xanten sehr gemütlich und einen genaueren Blick wert. Dazu wird es im Laufe des Jahres sicher auch noch einen Artikel von mir geben.
Danke! —
Ihr SEHR, SEHR GUTER AUFSATZ hat mir mehr von der Römerstadt geboten als mein Xanten-Besuch. Absperrungen, Baustellen, und schlechte Wegeleitung prägten den Eindruck. Das hässlich versperrte Nordtor und die Gaststätten-Pleite im Highlight Herberge sprechen für sich! Im APX wird zurzeit nicht geklotzt, sondern gekleckert! Offenbar wurde zu viel begonnen, so dass Personal gespart werden muss. — Wer wird die Reißleine ziehen?
Danke für das Lob. Die derzeitige Situation im APX kann ich nicht beurteilen. Ich bin in den vergangenen zwei Jahren nicht dort gewesen. Allerdings ist mir bei meinem Besuch im Jahre 2022 aufgefallen, dass man die Corona-Einschränkungen noch sehr weit ausgelegt hat und einige Räume in meinen Augen unnötigerweise nicht zugänglich waren. Auch waren einige Anlagen Ende März bei schönstem Frühlingswetter noch im „Wintermodus“, was selbst beim Personal auf Unverständnis stieß.