Inhalt
Valkenburg als touristische Destination
Auf den ersten Blick würde man Valkenburg und das bergige Umland, in das sich das Flüsschen Geul (deutsch: Göhl) tief einschneidet, nicht in den Niederlanden verorten. Tatsächlich ist dieser südlichste Zipfel der Provinz Limburg für niederländische Verhältnisse ein Unikum. Hier findet sich die einzige Höhenburg der Niederlande. Hierher zieht es Massen an Touristen, die im Sommer die Gassen des Städtchens bis zum Anschlag füllen. Dabei ist Valkenburg für das deutsche Auge, das an malerische Ortsbilder unter hoch thronenden Burgruinen eher gewöhnt ist, nicht übermäßig spektakulär. Ein lohnenswertes Ziel mit viel Aufenthaltsqualität sind der Ort und seine Umgebung aber allemal. Aber fangen wir ganz von vorn an.
Historisches
Die Ursprünge von Valkenburg liegen im 1041 erstmals erwähnten Alt-Valkenburg, das wahrscheinlich in Schloss Genhoes südöstlich des Ortszentrums zu lokalisieren ist. Heute findet sich dort noch die Anlage einer frühneuzeitlichen Wasserburg. Dies war der Stammsitz der Herren von Valkenburg und das Herrschaftszentrum des Landes Valkenburg. Aus strategischen Gründen wurde aber bereits um 1075 die Burg Valkenburg auf dem Heunsberg hoch über der Geul errichtet. Die Herrschaft Valkenburg wurde 1357 zur Grafschaft erhoben und gelangte kurz darauf an den Herzog von Brabant. Damit wurde es Teil der Lande von Übermaas, wie die brabantischen Besitzungen in dieser Region tituliert wurden. Der Droste von Valkenburg vertrat dabei den Herzog vor Ort.
Im Achtzigjährigen Krieg, an dessen Ende die Unabhängigkeit der Niederlande vollzogen war, stand Valkenburg seit 1578 lange unter habsburgisch-spanischer Besatzung. Im Nachklang zum Westfälischen Frieden wurden die Lande von Übermaas und die Grafschaft Valkenburg 1661 zwischen Spanien und der Republik der Vereinigten Niederlande aufgeteilt. Eine konfessionelle Zweiteilung war die Folge, die sich bis heute auswirkt. Erst im Vertrag von Fontainebleau von 1785 kam es durch Tausch und die folgende Franzosenzeit zu einer Wiedervereinigung der Grafschaft und schließlich zur vollständigen Eingliederung in die Niederlande. Seit dem späten 19. Jahrhundert ist Valkenburg ein bedeutender Fremdenverkehrsort in den Niederlanden.
Das Stadtbild
Die Geul durchfließt die mittelalterliche Altstadt von Valkenburg und prägt dadurch das Ortsbild. Eine Handvoll Gassen verbindet die Stadttore, von denen das Grendelpoort aus dem 14. Jahrhundert noch in Teilen seine ursprüngliche Gestalt bewahren konnte. Das bescheidenere Berkelpoort aus der gleichen Zeit zeigt dagegen bereits großflächige restauratorische Eingriffe. Aus Sicht der Denkmalpflege vollends fragwürdig erschien uns die in jüngster Zeit erfolgte freie Rekonstruktion des bereits im 18. Jahrhundert gänzlich verschwundenen Geulpoorts. Gleichzeitig muss man zugestehen, dass der stattliche Turmbau die Grenzen der mittelalterlichen Stadtanlage zum vorgelagerten Stadtfeld, dem sog. Geuleiland, anschaulich macht.
Hier entlang der ehemaligen Stadtmauer fließt auch die Geul, an deren Ufer sich unweit des Geulpoorts malerisch das Schloss Den Halder schmiegt. Es entstand wahrscheinlich aus einem im 14. Jahrhundert erwähnten Verteidigungsturm oder Bergfried. Höhepunkt der Bebauung ist zweifelsohne der Spaans Leenhof, ein frühbarocker Feudalhof aus der spanischen Zeit der Stadt, wie sie typischerweise an den Ausfallstraßen einer Stadt lagen. Die nahe Pfarrkirche ist ein bescheidener gotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert.
Über Stadt und Fluss thront die Valkenburg als imposante Ruine. Die stattlichen Mauerreste entstammen unterschiedlichsten Bauphasen, die vom 12. bis zum 16. Jahrhundert zu datieren sind. Das Ende der Burg kam 1672 nicht durch Belagerung, sondern durch Sprengung durch den holländischen Statthalter, um sie nicht in die Hände der Franzosen fallen zu lassen. Gut ablesbar am aufgehenden Mauerwerk sind noch die Kapelle und der gewölbte Rittersaal. Eine Besichtigung ermöglicht auch einen schönen Rundblick über die Stadt und das Geultal.
Hoch hinaus und tief unter die Erde
Doch Valkenburg bietet auch gänzlich andersartige Attraktionen. Mit einer Seilbahn geht es in luftige Höhen zum neugotischen Wilhelminaturm, der 1906 als Aussichtsturm für den stetig wachsenden Tourismus auf dem Heunsberg errichtet wurde. Dabei passieren wir eine Rodelbahn, die unter uns ihre Bahnen zieht. Von hier aus ist der Blick noch weitschweifender und selbst die Valkenburg zu unseren Füßen erscheint wie eine Miniaturausgabe.
Bekannt ist Valkenburg aber vor allem auch für seine unterirdischen Sehenswürdigkeiten. Den Heunsberg und den angrenzenden Cauberg durchziehen unzählige Stollensysteme, die die Bedeutung Limburgs und insbesondere des Geultals als Bergwerkregion herausstellen. Einige der Steinbrüche, die teilweise bis ins Neolithikum zurückreichen, sind zu besichtigen. Der Abbau des Limburger Mergels, eines Kreidegesteins, ist bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Darüber hinaus führte die hohe Nachfrage auf dem Sektor des Fremdenverkehrs dazu, dass man die Mergelsteinbrüche bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts dazu nutzte, ein Modellkohlebergwerk und eine überaus qualitätvolle Nachbildung römischer Katakomben einzurichten.
Schlösser im Tal der Geul
Die Provinz Limburg ist außerordentlich reich mit Schlössern und Herrenhäusern gesegnet, die vorwiegend als frühneuzeitliche, wasserumschlossene Anlage daherkommen. Auch im Geultal im unmittelbaren Einzugsgebiet von Valkenburg sind drei Anwesen dieser Art – alle flussaufwärts östlich der Stadt – anzutreffen. Unmittelbar am Stadtrand steht das von einem kleinen Barockgarten umgebene Kasteel Oost. Die Anlage ist bereits im Mittelalter nachweisbar. Das auffällig ockerfarbene Haupthaus hat seine klassizistische Gestalt in den 1830er-Jahren erhalten. Das Kasteel Genhoes in Alt-Valkenburg ist als Keimzelle der Herrschaft Valkenburg bereits zur Sprache gekommen. Die L-förmige Wasserburg besitzt einen massiven Turmbau, der um 1500 entstanden ist, aber ältere Mauerpartien einbezieht. Der Westflügel dürfte um 1600 entstanden sein und der Nordflügel ist eine Zutat des 18. Jahrhunderts. Nördlich schließt sich ein Wirtschaftshof an.
Die meiste Beachtung verdient das in Steinwurfreichweite des Schlosses Gehnhoes stehende Kasteel Schaloen. Es ist erstmals 1381 erwähnt, reicht aber baulich bis ins 12. Jahrhundert zurück. Mit seinen Nebengebäuden ist die Anlage außerordentlich gut überliefert und lässt das Ensemble besonders reizvoll aus der Landschaft treten. Der heutige Baukörper des Haupthauses ist im Kern mittelalterlich. Ein verheerender Brand im Jahre 1575 machte erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz notwendig. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Wasserschloss einschneidend neugotisch überformt, wodurch es seine malerische Wirkung erhielt. Getrennt durch Wassergräben finden sich auf dem Areal eine Vorburg, Torhaus und eine Wassermühle, was den Ort zu einem beliebten Ausflugsziel mit entsprechender Gastronomie macht.
Dies ist ein würdiger Abschluss unseres kleinen Ausfluges in eine Region der Niederlande, die nicht den gängigen Klischees entspricht. Die Stadt Valkenburg entfaltet ihren vollen Reiz erst dann, wenn man ihre Umgebung, ihre landschaftliche Präsenz im Tal der Geul bewusst wahrnimmt. Das macht Lust darauf, die Region mit ihren zahlreichen Schlössern näher zu erkunden.